Probieren wollte er es wenigstens mal. „Wichtig ist, dass man das nicht zu groß thematisiert“, sagte Werders Leiter Profifußball und Scouting also, ehe er mit einem bittersüßen Lächeln hinterherschob: „Das wird uns aber nicht ganz gelingen, weil man über die Serie in den nächsten Tagen sicherlich das eine oder andere in der Zeitung lesen wird.“
Stimmt. Weil es unvermeidbar ist, denn es gibt sie nun mal, diese Zahlen, die vor dem Gastspiel des SV Werder Bremen in München (Samstag, 15.30 Uhr) quasi den Rahmen der Geschichte bilden.
22 Mal in Serie hat Werder Bremen gegen den Rekordmeister verloren, drei Mal davon im DFB-Pokal. Eine negativere Negativserie gibt der deutsche Profifußball aktuell nicht her. Das passende Bremer Torverhältnis dazu – es lautet 14:75. Der letzte Erfolg gegen den FC Bayern (5:2 im September 2008) liegt über zwölf, der letzte Punktgewinn (1:1 im September 2010) über zehn Jahre zurück. Und längst hat sie am Osterdeich Tradition, diese Rhetorik vor Bayern-Spielen, die irgendwo zwischen Respekt, Trotz, Hoffnung und einer guten Portion Zweckoptimismus liegt. Verbunden mit dem Wunsch, am liebsten gar nicht über das Thema zu sprechen.
Blick nach vorn
„Ich blicke immer eher nach vorne als zurück. Von daher habe ich vieles von dem vergessen, was in der Vergangenheit passiert ist“, sagte Clemens Fritz, ehe er erklärte, wie Werder ihn denn angeht, diesen 23. Versuch, um dem verdammten Bayern-Trauma endlich ein Ende zu setzen.
„Eines ist klar: Man muss schon einen sehr guten Tag erwischen, um dem FC Bayern wehtun zu können“, sagte Fritz. Es gab in den Vorjahren durchaus hin und wieder überraschende Bayern-Ausrutscher gegen krasse Außenseiter. Der FC Augsburg erkämpfte sich 2019 ein 2:2 gegen den Primus, Fortuna Düsseldorf im Jahr davor ein 3:3. Ergebnisse, die zumindest nahelegen, dass es auch für einen Verein wie Werder im Jahr 2020 nicht unmöglich ist, etwas gegen die Bayern zu holen.
„Wir wollen nicht nach München fahren und vorher schon in Schockstarre verfallen. Das ist ein Fehler, den wir auf keinen Fall machen sollten. Wir müssen an unsere Stärke glauben“, forderte Fritz, der als einer der wenigen bei Werder Bremen überhaupt weiß, wie sich das anfühlt – ein Sieg gegen die Bayern. 20 Spiele hat der Ex-Profi zwischen 2004 und 2016 gegen die Münchner bestritten, nach einem davon verließ er als Sieger den Platz.
Baumann hatte mehr Erfolg
Für Sportchef Frank Baumann, eine Profi-Generation älter als Fritz, war es noch deutlich besser gelaufen: Von 21 Duellen gegen die Bayern gewann er zwischen 1999 und 2008 acht. Zahlen, von denen der aktuelle Kader nur träumen kann. Einzig Ömer Toprak (drei Siege mit Leverkusen, einer mit Dortmund) und Davie Selke (ein Sieg mit Hertha) konnten die Bayern bisher bezwingen. Theodor Gebre Selassie führt bei Werder das Ranking der Glücklosen an: 16 Spiele, 16 Niederlagen. Am Samstag wird er wieder in der Startelf stehen.
„Was in der Vergangenheit war, ist nicht mehr zu ändern. Wir können nur das ändern, was in der Zukunft liegt“, hielt Fritz fest und verwies auf eine andere Bremer Serie, die jetzt als Mutmacher herhalten muss: „Wir haben seit einigen Wochen nicht mehr verloren. Auch wenn wir vier Mal in Folge unentschieden gespielt haben, ist unsere Brust breiter geworden. So sollten wir auch auftreten.“