Er ist wieder da. Noch nicht auf der ganz großen Bühne, aber immerhin schon in Barsinghausen, wohin sich die Kicker des SV Werder Bremen zu ihrem Quarantäne-Trainingslager zurückgezogen haben. Dort, in der Nähe von Hannover, hat Werder-Legende Thomas Schaaf das Trainerzepter übernommen. Seine Mission: Den Klassenerhalt mit den Grün-Weißen schaffen. Im Idealfall am letzten Spieltag am nächsten Samstag. Oder, wenn es denn nicht anders geht, dann eben auch mit dem Umweg über die Relegation. Hin- und Rückspiel gegen den Zweitliga-Dritten würden dann übrigens am Mittwoch, 26. Mai (Heimrecht Erstligist), und Samstag, 29. Mai (Heimrecht Zweitligist), ausgespielt.
Es muss ein Dreier her
Doch bis zu einem ähnlichen Szenario wie im vergangenen Jahr – der Bremer Relegation gegen Heidenheim – ist es noch ein langer Weg, Einer der mit dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag beendet sein wird. Bis dahin hat Schaaf noch ein paar Tage Zeit, die Mannschaft vorzubereiten und aus einer Truppe, die seit inzwischen neun Spielen ohne Dreier ist, einen Siegkandidaten zu machen. Denn nur bei einem Sieg gegen Gladbach könnte Werder sicher sein, zumindest den direkten Abstieg abzuwenden.
Schaaf ist sich der schwierigen Situation sehr bewusst. „Man neigt dazu, sehr stark das Negative zu sehen in solch einer sportlichen Situation – anstatt das Positive, was einen nach vorne bringt“, sagt er 60-Jährige und verweist darauf, dass die Mannschaft und jeder einzelne Spieler in der Vergangenheit ja schon bewiesen hätten, dass sie zu guten Leistungen in der Lage seien.
Jede Komponente beobachten
Und dieses Potenzial will der erfahrene Coach nun wieder ans Tageslicht fördern. Welche Formation er am Samstag tatsächlich auf den Platz schicken wird, das könne er jetzt noch nicht sagen. Aber er werde jeden Spieler in diesen Tagen vor dem letzten Spieltag genau beobachten und sich dann aufgrund von „ganz vielen Komponenten“ entscheiden.
„Selbstvertrauen und Überzeugung“ – das ist das, was Schaaf sehen will von seinen Spielern. Ebenso, dass sie auf dem Platz immer aktiv bleiben und sich wehren. Dass es die eine oder andere personelle Veränderung gegenüber dem vergangenen Wochenende und dem 0:2 in Augsburg geben wird, dürfte klar sein.
Eigenes Denkmal ist egal
„Aber wenn man zu viel verändert, dann besteht auch die Gefahr, dass man den ganzen Laden durcheinander bringt“, so Schaaf, der für die Grün-Weißen als Profi und Bundesligatrainer insgesamt 29 Jahre lang aktiv war und so über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügt. Genauso über das Gefühl, dass er seinem Herzensverein in den Stunden der größten Not helfen muss. „Ich möchte mir nicht den Vorwurf machen, es nicht versucht zu haben“, sagt der Mann, der als Technischer Direktor bei Werder zuletzt mit der Profi-Mannschaft nur am Rande zu tun hatte.
Ob er denn nicht die Befürchtung habe, dass er sein eigenes Denkmal beschädigen könnte, sollte sein Feuerwehreinsatz mit dem Abstieg enden, wird Schaaf von den Journalisten kurz nach seiner Entscheidung gefragt.
„Wer mich kennt, der weiß, dass ich mir keine Gedanken um meine Person mache“, kontert er. Und wenn man solche Worte jemandem abnimmt, dann ist es tatsächlich ein Typ wie Schaaf.
Gute Vorbereitung und Überzeugung
Bleibt nur noch die Frage, wer denn am Samstag für die Grün-Weißen treffen soll. „Wenn man kein Tor schießt, kannst Du die Klasse nicht halten“, hatte Leonardo Bittencourt noch nach dem Augsburg-Spiel geflucht und damit den Finger in eine der Wunden gelegt: In den vergangenen vier Bundesligaspielen – also innerhalb von 360 Minuten – hat Werder lediglich ein einziges Tor erzielt.
„Wir brauchen Überzeugung und wir müssen intensiv daran glauben“, das will Schaaf seinen Spielern einimpfen, die zuletzt von Sportchef Frank Baumann als teilweise „rat- und hilflos“ kritisiert worden waren.
Dass Davie Selke, Niclas Füllkrug und Milot Rashica das Toreschießen nicht verlernt haben, davon ist Schaaf überzeugt. Allerdings müssten die Abschlusssituationen für die Angreifer auch gut vorbereitet werden.