Kirsten Kappert-Gonther, Ärztin und Spitzenkandidatin der Bremer Grünen, diagnostiziert gerade: „Die Erde hat Fieber.“ Da zieht Robert Habeck drei, vier lose Zettel aus seiner Hosentasche, handbeschrieben, und geht Zeile für Zeile durch, wohl nicht zum ersten Mal, so zerknitttert wie die Blätter aussehen. Dann blickt er wieder auf, schaut zur Bühne, auf der Kappert-Gonther fordert: „Die Erde braucht Wadenwickel.“ Und das heißt für die Bundestagsabgeordnete: „Ausstieg aus der Kohle, Ausstieg aus der Massentierhaltung.“
Manchen Zuhörern auf dem Marktplatz dürften die Sätze bekannt vorkommen. Kapper-Gonther hatte sie so oder so ähnlich schon vorgetragen, als die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock im August auf dem Marktplatz vor rund 1.000 Besuchern um Stimmen geworben hatte.
Verantwortung übernehmen
Jetzt also Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, die in der jüngsten Umfrage bei 17 Prozent liegen, acht Punkte hinter der SPD. „Wir erleben den Abschied von einer Epoche“, sagt Habeck und meint nicht nur den Abschied von Angela Merkel. Keine Partei erhalte mehr so viele Stimmen wie früher. Wer künftig regieren wolle, brauche dafür eine „qualitative Begründung“, sagt Habeck. Es gehe darum, dass Regierende Veranwortung übernähmen. „Wegducken geht nicht mehr.“