„Genießen sie den Anblick! Bald ist es damit vorbei“, sagt ein Passant und radelt weiter. Wer auf dem Feldweg zwischen Wörpedorferstraße und Wiesendamm flaniert, hat einen weiten Blick über Wiesen und Äcker – noch. Denn parallel zur Wörpedorferstraße soll in Grasberg das „Gewerbegebiet West“ entstehen. Gegen die Pläne formiert sich Widerstand seitens der Partei Bündnis 90/Grüne und einiger Naturschutzverbände. Sie haben das Thema auf die Tagesordnung des Bau- und Planungsausschusses am Dienstag, 1. März, gebracht.
Sensible Überschwemmungsflächen
Die Kritik richtet sich gegen den Standort. „Es handelt sich hierbei um eine sensible Fläche in einem Vorranggebiet, in unmittelbarer Nähe zu Überschwemmungsflächen und dem FFH-Gebiet des Flussverlaufes Wörpe“, gibt der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jörn Schumm, zu bedenken. Außerdem gingen wertvolle landwirtschaftliche Flächen verloren, Boden werde versiegelt. Die Fraktion fordert eine größtmögliche öffentliche Beteiligung.
Die Grünen verweisen zudem auf die Kollision des Vorhabens mit mindestens vier Schwerpunktzielen des Regionalen Raumordnungsprogramms: „Klimaschutz und -anpassung, Hochwasserschutz, Schutz des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes sowie landschaftsgebundene Erholung und Tourismus“. Schon jetzt stünden die Keller mancher Anwohner bei Starkregenereignissen unter Wasser.
Alternativer Gewerbestandort
Die Gegner bringen als Alternativstandort das bereits bestehende „potenzielle Vorranggebiet für Gewerbeflächen Wörpedorfer Ring“ ins Spiel. Hier seien die ökologischen Auswirkungen trotz der Moormächtigkeit nicht so groß wie beim anvisierten Gewerbegebiet West.
Ins Gewerbegebiet West möchte auch der jetzt im Ortskern ansässige Edeka-Markt umziehen. Er gilt dort als „Ankerbetrieb“ für die Erschließung. In einem „offenen Brief“ an die Konzernleitung appellieren die Grünen, die BUND Kreisgruppe Osterholz, der Nabu Lilienthal-Grasberg, die Aktion Fischotterschutz und die Biologische Station Osterholz an die Edeka-Konzernzentrale in Minden, von dem Neubau abzusehen. Er sei mit den Unternehmens-Zielen Klima- und Ressourcenschutz nicht vereinbar. Sie werben dafür, den vorhandenen „Markt um eine Achse in Richtung Parkplatz“ zu erweitern oder um ein Geschoss aufzustocken. Auch eine zweite Parkebene sei denkbar.