Sporthallen sollen eigentlich die Leute in den Stadtteilen zu mehr Bewegung motivieren – vor allem Kinder. Nun werden einige zu Notunterkünften umgebaut. Archivfoto: WR
Turnhallen

„Drei Hallen überfordern uns“

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Der Bremer Osten fühlt sich bei der Auswahl der Sporthallen für Notquartiere benachteiligt.

Ulrich Schlüter (CDU), Ortsamtsleiter vom Stadtteil Osterholz ist nicht zufrieden mit der Situation in seinem Stadtteil. Neun Turnhallen sollen in Bremen als Notunterkünfte für geflüchtete Menschen aus der Ukraine genutzt werden. Gleich drei davon sollen in seinem Stadtteil sein.

„Schwachhausen ist gleich groß. Dort werden allerdings keine Hallen belegt. Dabei haben wir doppelt so viele Kinder bei uns im Stadtteil“, rechnet Schlüter vor. Betroffen im Stadtteil Osterholz sind die Heinz-Thiele-Halle in Blockdiek, die Sporthalle der Albert-Einstein-Oberschule im Ortsteil Ellener Feld sowie eine Sporthalle in der Bezirkssportanlage Schevemoor in Tenever.

Kinder leiden

Die Kinder würden doppelt darunter leiden: „Wir haben viele Hochhäuser und kleine Wohnungen, wo sich die Kinder nicht austoben können“, so Schlüter weiter. Hinzu komme Corona, weswegen Kinder sowieso schon an Bewegungsmangel leiden. „In Blockdiek allein fehlen schon 40 Kitaplätze. Wir haben keine Möglichkeit, den geflüchteten Kindern einen Platz anzubieten“, erklärt der Ortsamtsleiter seine Bedenken.

„Weiterhin hat die Gewoba beispielsweise mit 5.000 Wohnungen bei uns im Stadtteil einen Leerstand von unter einem Prozent. Wir haben also auch keinen Wohnraum, den wir hier zur Verfügung stellen können.“ Für Schlüter ist das eine Menge Arbeit, die der Stadtteil nicht stemmen kann: „Die Menschen sind uns natürlich willkommen und ein oder zwei Hallen wären auch machbar. Aber drei Hallen überfordern uns.“

Beirat übergangen

Der Osterholzer Beirat bekam zudem nur eine Info, wann die Hallen belegt sind. „Eigentlich muss der Beirat bei solchen Nutzungsveränderungen an der Entscheidung beteiligt werden“, erklärt der Ortsamtsleiter. So sei man übergangen worden.

Vier der neun Sporthallen sind schon belegt. „Welche Turnhallen zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden können, ist eng mit der Bildungssenatorin sowie dem Landessportbund abgestimmt“, sagt Gabriele Brünings, Sprecherin des Sozialressorts. Eine Rolle bei der Priorisierung spielt die Verfügbarkeit der verschiedenen Hallen, zum Beispiel ob dort normalerweise Spielbetrieb an Wochenenden herrscht oder nicht.

Viele Hallen zu klein

Andreas Vroom, Präsident des Landessportbunds, ergänzt: „Erst bei gewissen Größen rechnet sich der organisatorische Aufwand einer Zwischennutzung. So wurden viele Hallen von vorne herein ausgeschlossen.“ Neben Größe und Verfügbarkeit wurde auch beachtet, ob die Halle erst kürzlich renoviert wurde und daher schon lange gesperrt war. Vroom betont, dass die Absicht war, keine Halle nutzen zu müssen. „Nun wurde Bremen aber überrollt und hat eine große Last zu schultern.“ Die größte Ungerechtigkeit sei aber immer noch der Krieg in der Ukraine. „Wir sollten jetzt Toleranz zeigen.“

In einem Schreiben an die Ortsamtsleiter hat Sozialsenatorin Anja Stahmann die Gründe für die Entscheidung dargelegt. „Sie hat betont, dass ihr die hohe integrative Kraft des Sports bewusst sei und sie es als Sportsenatorin bedaure, dass dies zu Einschränkungen im Sportbetrieb sowohl für die Sportvereine als auch für den Schulsport führen könne“, begründet Brünings. Auf die Hallen werde nur im unabwendbaren Bedarfsfall zurückgegriffen. Sie sollen als letztes Mittel zur Unterbringung der Geflüchteten dienen.

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