Weser Report: Herr Bremermann, gegen Ende des Jahres ist die Eröffnung des Wallkontors, Ihres neuen Geschäfts- und Bürohauses am Wall, geplant. Was erwartet die Bremer?
Marco Bremermann: Wir werden das Gebäude zum Ende des Jahres fertigstellen, auch die Wall-Passage. Die Mieter werden dann zwischen Dezember und März einziehen. Wir sind in guten Gesprächen mit potenziellen Mietern. In meiner Tasche habe ich Verträge über rund 70 Prozent des gesamten Gebäudes. Wir sprechen auch gerade mit einem führenden Hersteller von Elektro-Autos, der im Wallkontor einen Showroom einrichten möchte.
In der Innenstadt stehen seit Monaten Läden leer, und sie wollen neue eröffnen. Wie passt das zusammen?
Es gibt viele Gründe, warum Läden leerstehen. Zum Beispiel richtet ein Hauptmieter sein Geschäftsmodell anders aus, zieht aus und klebt die Schaufenster zu, aber der Vertrag läuft noch fünf Jahre und wird auch nicht gekündigt. Denn wenn ein Handelsunternehmen einen Laden aufgibt und in den Markt gibt, läuft es Gefahr, dass ein Mitbewerber nicht nur den Laden übernimmt, sondern auch die Kunden. In der Sögestraße ist alles, was leerstand, wieder vom Markt aufgenommen worden. Aber es gibt auch Eigentümer, die wollen nicht mehr vermieten, die lassen den Laden lieber leerstehen. Die Gründe erschließen sich mir nicht.
Ursprünglich hieß es, sie bieten im Wallkontor auch Wohnungen an. Welche?
Wir haben das einmal angedacht als Option, aber wir bieten dort keine an. Dann müssten wir den Bauantrag wieder anfassen; das wollen wir aktuell nicht. Theoretisch könnte man das Gebäude so umbauen, dass man dort Service-Appartements einrichten könnte. Aber in Bremen haben wir selbst schon viele Service-Appartements.
Sie bieten im Wallkontor also vor allem Büros an. Aber ziehen nicht viele Unternehmen von der City in die Überseestadt?
Das erlebe ich anders herum. Die Nachfrage von Mietern ist massiv, auch aus der Überseestadt. Mir haben Unternehmen erklärt, um ihre Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen, müssten sie in die Innenstadt ziehen. Die katastrophale Verkehrserschließung der Überseestadt schrecke ab. Zwei Stunden Fahrt morgens und abends, das machen viele nicht mehr mit. Für die Büroflächen haben wir einen Hauptmieter, der einen Großteil des Gebäudes übernimmt. Wir bekommen auch Mieter von auswärts, so dass durch das Wallkontor ungefähr 70 bis 100 zusätzliche Arbeitsplätze in der City entstehen.
Wo parken die Beschäftigten der Mieter?
Wir haben am Wallkontor eine Tiefgarage, so dass wir die gesamte Parknachfrage aus dem Gebäude befriedigen können. Wir werden auch Stellplätze für Elektro-Fahrräder haben und Ladestationen für Elektro-Autos. Aber Parken ist in Bremen ein schwieriges Thema. Ungefähr ein Drittel der innerstädtischen Parkfläche steht zur Vernichtung an. Öffentliche Parkhäuser werden privatisiert und sollen abgerissen werden. Gleichzeitig soll die Innenstadt attraktiver werden, indem dort auch Leute wohnen. Die werden aber nicht auf ihr Auto verzichten, nur weil sie zentral wohnen.
Das Parkhaus Mitte, das die Stadt an die Gustav-Zech-Stiftung verkauft, soll erhalten bleiben?
Für das Parkhaus Mitte hatte der kommunale Betreiber Brepark eine sehr gute Planung präsentiert, die man hätte umsetzen sollen. Die Lage des Parkhauses ist nicht optimal, aber die Parkplätze dort dürfen nicht ersatzlos wegfallen. Auch in 30 und 50 Jahren wird es noch Individualverkehr geben.
Wie lockt man mehr Besucher in die City? Doch nicht nur mit Parkplätzen?
So schlecht ist die Zahl der Besucher nicht. Aber es müssen unter ihnen auch genügend sein, die bereit und in der Lage sind, ausreichend Umsatz zu generieren. Das ist das Hauptproblem. Und über 50 Prozent des innerstädtischen Umsatzes kommt von Leuten aus Niedersachsen. Die machen kein Park & Ride, eher fahren sie zu Dodenhof oder zum Weserpark.
Mehr Autos helfen der Innenstadt auch nicht.
Es geht darum, dass die Politik sich mit den Betroffenen abstimmt, mit dem Einzelhandelsverband, der City-Initiative und der Handelskammer. Die sind ja nicht alle grundsätzlich gegen eine autoarme Innenstadt, aber sie müssen sich darauf einstellen können. Man muss sie mitnehmen. Wenn wir eine Metropolregion bleiben wollen, falls wir überhaupt noch eine sind, müssen wir die Niedersachsen mit einer Willkommenskultur einladen.
Sie investieren auch in anderen Städten. Wie erleben Sie den Umgang von Politik und Behörden mit Unternehmen dort?
In anderen Städten ist es einfacher. In Bremen ist vieles überreguliert.
Was ist Ihr nächstes großes Projekt nach der Eröffnung des Wallkontors?
Wir sind, was Bremen betrifft, generell sehr zurückhaltend. Vom Umsatz her sind wir längst kein Bremer Unternehmen mehr. Für den Umsatz am bedeutendsten ist für uns Frankfurt. Mit der Überfluss-Gruppe sind wir auch im Hotelbereich aktiv. Demnächst wollen wir ein Haus in Hamburg eröffnen und wahrscheinlich eines in Düsseldorf.
Wie hoch ist der Jahresumsatz Ihrer Firmengruppe?
Ich denke, das Bremer Finanzamt ist zufrieden.