Mogli Sarah und Balu Bente Niemeyer lieben es, gemeinsam auf Spielplätzen zu spielen und danach Kakao zu trinken. Foto: Schlie
Balu und Du

„Jeder sollte einen Balu haben“

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Wie junge Erwachsene mit Grundschülern auf Abenteuer-Tour gehen.

Auf dem Spielplatz angekommen, rennt Sarah direkt los Richtung Schaukel. Heute unternimmt die neun-Jährige wieder etwas mit Bente Niemeyer. Ungefähr einmal die Woche für zwei Stunden treffen sich die Grundschülerin und die Studentin, um gemeinsam Abenteuer zu erleben. Denn die beiden sind Teil des Mentoren-Programms Balu und Du.

Menschen im Alter von 17 bis 30 Jahren fördern dabei Bremer Grundschulkinder. Die Mentorinnen und Mentoren werden Balus, die Kinder Moglis – benannt nach der Disney-Geschichte „Das Dschungelbuch“. „Ich wollte mich ehrenamtlich engagieren und etwas Gutes tun. Da bin ich auf Balu und Du gestoßen“, erzählt Niemeyer.

Große Portion Verantwortung

Seit November sind die 20-Jährige und Sarah nun ein Duo. „Es ist eine große Portion Verantwortung, aber es macht auch unglaublich viel Spaß“, findet Niemeyer. „Wir erleben coole Sachen zusammen, gehen auf Spielplätzen schaukeln oder trinken Kakao zusammen“, erzählt Sarah von ihrer Zeit. Manchmal gehen die beiden auch zusammen in Kinder-Ausstellungen in Museen oder Eis essen. „Am Anfang wollte ich immer etwas Besonderes mit Sarah machen, aber schon nach dem ersten Treffen ist mir bewusst geworden, dass es um die Kleinigkeiten geht“, sagt Niemeyer.

Bei ihr hat Sarah keinen Druck, muss keine Hausaufgaben machen oder sich anders beweisen. In der Balu-Zeit geht es nur um die gemeinsamen Abenteuer. „Wir beide profitieren davon“, findet Niemeyer. „Sarah taut auf und wird selbstbewusster. Letztens erst hat sie sich auf das hohe Klettergerüst getraut.“ Aber auch sie als Balu lerne viel vom Programm: Pflichtbewusstsein, Empathie, Kommunikation. „Aber ich lerne auch Dinge abzugrenzen, die mich beschäftigen und mich auf Sarah zu konzentrieren.“

Treffen reflektieren

Um Erlebtes zu verarbeiten, geht Niemeyer einmal im Monat zur Supervision und trifft dort auf andere Balus, kann sich austauschen. „Das Kompetenzteam von Balu und Du ist auch immer eine Stütze. Dort kann ich meine Sorgen loswerden.“ Nach jedem Treffen schreibt Niemeyer Tagebuch und reflektiert die Treffen mit Sarah. „Darauf bekomme ich auch Rückmeldungen und Ideen, was ich noch machen könnte“, erzählt sie.

Das Projekt begann in Bremen im Mai 2008 mit sieben Balu-Mogli-Tandems. „Aktuell begleiten wir 80 Balu-Mogli-Gespanne. Insgesamt wurden in 14 Jahren 645 Balus vermittelt“, sagt Koordinatorin Claudia Fantz. „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Balu und Du macht alle glücklich, die damit in Berührung kommen.“

Freunde bleiben

Die Kinder, die für eine Patenschaft infrage kommen, werden in Kooperation mit den Balus und den Schulen ausgewählt. Wer ein Balu werden möchte, kann sich unter fantz@freiwilligen-agentur-bremen.de oder unter (0421) 16 86 70 14 melden. In einem Auswahlgespräch wird von beiden Seiten entschieden, ob es passt.

Ungefähr ein Jahr lang geht das Balu und Du Programm. „Wir wollen aber auch danach noch befreundet bleiben“, sagt Niemeyer. Und Sarah ergänzt: „Jedes Kind sollte einen Balu haben dürfen“, bevor sie wieder Richtung Spielplatz rennt, um auf das Klettergerüst zu klettern.

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