Tobias Jung hat die Skulptur „Sitzende Frau mit zwei Kindern“ aufwändig restauriert. Die Arbeit der Bildhauerin Marianne Mangels steht bereits seit mehr 60 Jahren im Freien. Foto: Martina I. Meyer
Seit Kurzem bietet sich den Verkehrsteilnehmern auf der gegenüberliegenden Grünfläche der Städtischen Galerie Delmenhorst ein ungewöhnlicher Anblick.
Sitzende Frau mit zwei Kindern
Die Skulptur „Sitzende Frau mit zwei Kindern“ hat ein grünes Dach bekommen, unter dem Tobias Jung fleißig an der Betonplastik werkelt. Der gelernte Steinmetz und Fachhandwerker für Restaurierung reinigt und bessert diese große und eine weitere kleine Skulptur von Marianne Mangels aus. Beide Arbeiten gehören zur städtischen Kunstsammlung.
Marianne Mangels wurde 1908 in Augustenburg geboren und gehörte zu den ersten Frauen, die in Berlin Bildhauerei studieren konnten, nachdem Frauen ab 1919 an den staatlichen Kunstakademien zugelassen worden waren. Der Zweite Weltkrieg stoppte ihre künstlerische Laufbahn. Obwohl ihre Werke nach dem Krieg nur selten ausgestellt wurden, arbeitete sie bis zu ihrem Tod 1990 bildhauerisch.
Ab 1955 wohnte das Ehepaar Mangels in Delmenhorst. Ihr Mann, Johannes Mangels, war Kunsterzieher am Gymnasium an der Max-Planck-Straße und Maler. Beide stellten zu ihren Lebzeiten regelmäßig im Haus Coburg aus. Das erste Mal 1961; eingeladen durch Hermann Coburg in seiner „galerie pro arte“. Auch 1985 gab es eine prominente Präsentation von rund 70 Werken des Künstlerehepaars. In der städtischen Kunstsammlung befinden sich heute zehn Bilder von Johannes Mangels sowie vier kleine und eine große Plastik von Marianne Mangels.
In der städtischen Kunstsammlung befinden sich mehrere Arbeiten von Marianne Mangels. Foto: Konczak
Für ein Buch über das Ehepaar nahm Arnd Siegel aus Hamburg vor einiger Zeit Kontakt zum Delmenhorster Kunstmuseum auf. Bei seinem Besuch kritisierte er den Zustand der Skulpturen und schlug vor, einen Teil der Reinigungskosten zu übernehmen.
1,8 Tonnen schwere Kunstwerk
Dadurch werden die Kunstwerke nun aufwändig gereinigt und restauriert. Vor allem die Pflegemaßnahmen an der Betonplastik „Sitzende Frau mit zwei Kindern“ verlangen dem Steinmetz Tobias Jung einiges ab. „Ihre ursprüngliche Farbigkeit lässt sich schwer bestimmen“, so Jung. Pflanzenbewuchs und die Veränderung des Betons im Laufe der Zeit macht er dafür verantwortlich. „Das nennt man Betonkorrosion,“ erklärt Jung. „Lässt man das unbehandelt, kann eintretendes Wasser die Fläche nach längerer Zeit völlig zerstören.“ Er verschließt die Risse, die zum Beispiel im Bereich der Halteeisen zur Verankerung der Figur im Fundament entstanden sind, gleicht Unebenheiten aus und passt Farbunterschiede im Material an. Zum Schluss bekommt das Kunstwerk einen schützenden Überzug. Rund 90 Stunden dauert die Restaurierung.
Ursprünglicher Standort vorm Kinderwohnheim
Seit 1990 steht das rund 1,8 Tonnen schwere Kunstwerk „Sitzende Frau mit zwei Kindern“ an seinem jetzigen Standort. Entstanden ist es jedoch bereits 1961 als Auftragsarbeit für das damalige städtische Kinderwohnheim an der Dwoberger Straße. Nach der Schließung des Heims kam die Figur an ihren heutigen Standort – sie steht also insgesamt seit mehr als 60 Jahren im Freien.
Kunstrestaurator kennenlernen
Tobias Jung ist für abschließende Arbeiten in der nächsten Woche noch einmal vor Ort. Am kommenden Dienstag, 28. Juni, gibt es um 16 Uhr Gelegenheit, ihn zu treffen und zu der Skulptur zu befragen.
Im kommenden Jahr plant die Leiterin der Städtischen Galerie Delmenhorst, Dr. Matilda Felix, eine Ausstellung zu Marianne Mangels.
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Die Witterung, eintretendes Wasser und Pflanzenbewuchs hatten der Skulptur „Sitzende Frau mit zwei Kindern“ zu schaffen gemacht. Foto: Städtische Galerie Delmenhorst
Die Restauration ist fast abgeschlossen.. Foto: Städtische Galerie Delmenhorst
