Seit Januar ist Bernd Christmann technischer Geschäftsführer von Wesernetz. Zuvor hat der 51-jährige Ingenieur für Strom, Gas und Wasser in Hannover gearbeitet.Foto: Meister Seit Januar ist Bernd Christmann technischer Geschäftsführer von Wesernetz. Zuvor hat der 51-jährige Ingenieur für Strom, Gas und Wasser in Hannover gearbeitet. Foto: Meister
Interview

„Ressource nicht unendlich“

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Wesernetz-Geschäftsführer Bernd Christmann über das Trinkwasser für Bremen

Weser Report: Herr Christmann, geht Bremen das Trinkwasser aus? Die Umweltsenatorin ruft zum Wassersparen auf, in der Frankfurter Region entbrennt ein Streit ums Trinkwasser und in einer Gemeinde im Taunus wird es schon knapp. Wegen des Klimawandels dürfte auch Bremen in Zukunft mehr und längere Hitzeperioden erleben.

Bernd Christmann: Offensichtlich nehmen die Wärmeperioden zu, aber wir gehen in Norddeutschland und damit auch in Bremen und Bremerhaven davon aus, dass es zu keiner Wasserknappheit kommt. Trotzdem rufen wir natürlich dazu auf, mit dem Gut Trinkwasser sorgsam umzugehen, weil es eine Ressource ist, die nicht unendlich zur Verfügung steht.

Im Schnitt verbraucht jeder Bremer derzeit 120 Liter Trinkwasser am Tag, rund sieben Liter weniger als 2018. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie?

Wir sind im Moment dabei, die Entwicklung genau zu beobachten. Insgesamt gehen die Menschen inzwischen mit Lebensmitteln und damit auch mit Trinkwasser sorgsamer um als früher. Und in den nächsten Wochen wird vermutlich der eine oder andere auch aus anderen Gründen auf ein warmes Bad verzichten und lieber duschen, um Energiekosten zu sparen. Entgegen früheren Prognosen wird im Land Bremen die Zahl der Einwohner nicht steigen, sondern eher stagnieren, so dass der Verbrauch von Trinkwasser voraussichtlich weiter sinken wird.

Haben die Menschen in Bremen an den vergangenen Hitzetagen tatsächlich weniger Wasser verbraucht oder verhallen die Appelle ungehört?

Wir können den täglichen Verbrauch bei Haushaltskunden nicht messen. Allerdings wissen wir, welche Mengen wir täglich ins Netz einspeisen. Bei längeren Hitzeperioden steigt die Einspeisemenge, weil die Leute anfangen, ihren Garten zu bewässern oder ein Planschbecken zu füllen. Wenn die Hitzeperiode allerdings in die Sommerferien fällt, gleicht sich das aus, weil der eine oder andere weggefahren ist.

Nur 16 Prozent Ihres Trinkwassers beziehen Sie aus Bremen, die größte Menge von den Harzwasserwerken, an denen die Wesernetz-Mutter SWB mit rund 17 Prozent beteiligt ist. Wird sich das ändern?

Wir gehen davon aus, dass sich das Verhältnis nicht in großen Sprüngen verändern wird. Wir arbeiten jetzt an einem Trinkwasserversorgungskonzept für das Land Bremen, um zu sehen, wie sich die Bedarfe mit Blick auf die Jahre 2030 und 2050 entwickeln werden.

Auch aus dem Wasserwerk Panzenberg des Trinkwasserverbandes Verden beziehen Sie Wasser. Dagegen protestierten Umweltschützer.

Teil des Trinkwasserversorgungskonzepts sind auch die Mengen aus Verden. Seit 2021 liefert das Wasserwerk nur noch sieben Millionen Kubikmeter jährlich, eine Million weniger als zuvor.

Warum beziehen Sie kein Wasser aus der Weser und bereiten es zu Trinkwasser auf?

Das ist eine Abwägung zwischen Qualität und wirtschaftlichen Gesichtspunkten: Die jetzige Versorgungssicherheit wäre mit einer veränderten Wasserqualität nicht gewährleistet, gleichzeitig würden die Kosten steigen.

Im nächsten Jahr wollen SWB und Senat ein Konzept zur Versorgungssicherheit vorstellen, das Teil des großen Konzepts für 2030 und 2025 wird. Wie weit sind Sie?

Wir arbeiten intensiv mit der Stadt daran, auch mit Unterstützung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wasserforschung. Darüber hinaus bereiten wir uns auch darauf vor, dass wir bei einem totalen Stromausfall, von dem natürlich auch die Pumpen betroffen wären, die Stadt noch 72 Stunden lang mit Trinkwasser versorgen können.

Sie haben im Januar dieses Jahres die Preise für Wasser angehoben. Wir entwickeln sie sich weiter?

Es war die erste Anpassung seit 2014. Aber wir wollen die Preise künftig in kürzen Abständen überprüfen, um näher an den Rahmenkosten zu bleiben, also zum Beispiel an der Entwicklung der Personalkosten und der Stromkosten für die Pumpen. Es ist schon ein Unterschied, ob ich früher eine Megawattstunde Strom für 40 bis 80 Euro eingekauft habe oder jetzt für teilweise über 300 Euro. Im Moment ist die Entwicklung der Wasserpreise schwer einzuschätzen. Aber grundsätzlich sind wir bestrebt, die Preise stabil zu halten.

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