Das Tempolimit 30 gilt bereits an sensiblen Orten, wie zum Beispiel in der Louisenstraße am Bahnhof. Foto: Konczak
Es ist bereits Realität in einigen Bereichen des Delmenhorster Stadtgebiets: Bei Schulen, Kindergärten, Altenheimen und weiteren sensiblen Einrichtungen ist das Tempolimit von 30 Stundenkilometer gesetzlich geregelt.
Beitritt zur Städteinitiative als Zielsetzung
„Wir bekennen uns zur Notwendigkeit der Mobilitäts- und Verkehrswende mit dem Ziel, die Lebensqualität in unseren Städten zu erhöhen“, erklären die Fraktion und der Vorstand von Bündnis90/Die Grünen. Aus diesem Grund fordert die Fraktion der hiesigen Grünen den Beitritt Delmenhorsts zur Städteinitiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“. Dieser Initiative gehören bereits mehr als 300 Städte und Gemeinden an; Tendenz steigend.
Der Antrag der Grünenfraktion sieht keine flächendeckende Einführung von Tempo 30 vor, sondern zielt auf eine sinnvolle Verkehrslenkung ab. Das soll für zu mehr Sicherheit und Lebensqualität beitragen. Ein Betritt zur Städteinitiative Tempo 30 habe nicht automatisch die generelle Reduzierung der maximal erlauten Geschwindig zur Folge. Jedoch könnten die Kommunen dadurch leichter Tempolimits auf komplette Hauptverkehrsstraßen ausweiten, statt wie bisher zum Beispiel nur vor und hinter einer Schule.
Ein erneuter Versuch ist für Januar 2023 geplant
Bereits Ende September wurde im Delmenhorster Stadtrat über den Antrag der Grünen lange diskutiert. Eine Mehrheit fand der Vorschlag bei den anderen Fraktionen und Parteien nicht. Einen neuen Versuch wollen Bündnis90/Die Grünen Anfang kommenden Jahres wagen. „Wir werden vorab in einen engen Austausch mit den Mitgliedern anderer Fraktionen gehen und diese bitten für mehr kommunale Entscheidungsfreiheit einzutreten“, erklärt Nadja Allmers-Plump, Vorstandsmitglied Bündnis90/Die Grünen.
Wie schätzt der ADAC ein Tempolimit 30 innerorts ein?
Aus Sicht des ADAC ist eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf den Hauptverkehrsstraßen auf Tempo 30 in der Regel nicht sinnvoll. „Die Einrichtung von Tempo 30 führt nicht automatisch zu einer Reduzierung von Lärm und Schadstoffausstoß“, äußert sich Nils Linge, Pressesprecher für den ADAC Weser-Ems. Vor Schulen und Kindertagesstätten sei eine reduzierte Fahrweise immer angebracht. „Nachvollziehbar begründete Tempolimits auf kurzen Streckenabschnitten mit etwa 400 bis 800 Meter Länge werden vom Kraftfahrer akzeptiert“, erklärt Linge weiter.
Erfahrungswerte der Verkehrswacht Delmenhorst
„Geschwindigkeitsbegrenzungen sind in sensiblen Bereichen im Hinblick auf die Verkehrssicherheit grundsätzlich positiv zu bewerten“, bestätigt Hendrik Abramowski, Geschäftsführer der Verkehrswacht Delmenhorst. Bei einer generellen Geschwindigkeit von maximal 30 km/h käme der Verkehrsfluss auf den Hauptstraßen schneller ins Stocken. „Dann würden Autofahrer vermehrt auf Nebenstraßen ausweichen“, kritisiert der Geschäftsführer der Verkehrswacht, da die Zeitvorteile bei der Nutzung der Hauptverkehrsadern wegfallen würden. Das wäre nachteilig für die vorher gewonnene Sicherheit und nicht zielführend.
Sensible Bereiche profitieren von einem Tempolimit
Bei allen Vor- und Nachteilen bezüglich des Beitritts der Städteinitiative sind die Verkehrswacht Delmenhorst und der ADAC sich einig, dass ein Tempolimit durchaus die Sicherheit auf den Straßen gewährleisten kann. Weiter besteht Konsens darüber, dass eine präventive Geschwindigkeitsverringerung an sensiblen Orten notwendig ist, um beispielsweise Unfällen vorzubeugen sowie die Lärmbelastung in Wohngebieten zu verringern. Eine komplette Ausweitung des Tempolimits innerorts und damit auf die Hauptverkehrsachsen bedürfe jedoch einer komplexeren Diskussion mit verschiedensten Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen, erklärt Abramowski abschließend. In der Straßenverkehrsordnung finden sich bereits Ausnahmeregelungen für die Anpassung der Geschwindigkeit innerorts, die bereits an sensiblen Stellen instrumentalisiert wurde.
