Von wegen Energiefresser: Heutige Klimaanlagen sind sparsam und können auch fürs Heizen genutzt werden. Foto: Konczak
Haushalt

Wenig kann schon viel bewirken

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Der Delme Report gibt mit Profi Mario Engelhardt Tipps zum Energiesparen

Die Energiekrise mit ihren gestiegenen Preisen schlägt jetzt im Januar besonders zu Buche, wenn für Versicherungen und Co. nochmal viel Geld vom Konto abgeht. Zusammen mit Mario Engelhardt, technischer Fachwirt vom Fachbetrieb „Klimatechnik-Globalkonzept“ in Delmenhorst, gibt der Delme Report einige Tipps für Einsparungen im Energiebereich.

Die größten Energiefresser im Haushalt und das höchste Einsparpotenzial

Heizen: Das Beheizen der Räume frisst die meiste Energie. Der große Fehler hierbei: die Heizung ausdrehen, wenn der Raum verlassen wird. Wer tagsüber nicht zu Hause ist und die Heizung ausmacht, muss die Energie abends wieder investieren. Alles, was kalt ist, muss erstmal wieder erwärmt werden. Auch bei Abwesenheit sollte immer eine Raumtemperatur von um die 16 Grad herrschen, damit die Bausubstanz nicht unnötig auskühlt. Wenn der Thermostat bei über 16 Grad abschaltet, geht keine Energie verloren. Das passiert nur, wenn die Heizung ganz aus ist und die Wände die gespeicherte Energie auch noch verlieren.

Wasser: Muss jeder Löffel einzeln abgewaschen werden? Muss beim Zähneputzen oder Rasieren das Wasser laufen? Ist die tägliche Komplettdusche nötig? Auch bei solchen eingefressenen Lebensgewohnheiten kann man sich selbst besser kontrollieren. Wasser vom Eierkochen lässt sich beispielsweise noch fürs Blumengießen verwenden. Bei Duschen oder beim Wasserhahn kann man Durchflussbegrenzer einbauen, damit wird das Wasser perliger und der Verbrauch geringer.

Strom: Manche Stromfresser hat man gar nicht auf dem Zettel. Auch wenn ein Handyladekabel in der Steckdose steckt, aber das Gerät nicht angestöpselt ist, wird Strom verbraucht. Ein Laptop muss nicht permanent am Ladekabel hängen. Nicht alle LED-Lampen sind gleichermaßen energiesparend. Ein genauerer Blick auf die Energieeffizienz lohnt sich, denn manche haben eine geringere Klasse wie F. Doch ohne Investition geht wenig. 20 Jahre alte Kühlschränke haben eine Energieeffizienz „jenseits von Gut und Böse“, weiß Engelhardt. Ein Tausch sollte sich langfristig lohnen. Der Backofen muss nicht fürs Aufbacken von ein paar Brötchen eingeschaltet werden – genauso effizient ist ein Toaster. Ebenso kann man sich auch einen kleinen Energiesparofen zulegen, wenn der große ohnehin kaum bis gar nicht genutzt wird.
Das richtige Lüften zur Schimmelvermeidung

Richtiges Lüften

„In den vergangenen 30 Jahren haben sich unsere Bausubstanzen geändert, Wände und Decken sind gedämmt, Türen und Fenster sind dicht. Aber wir leben das Lüftungsverhalten unserer Vorfahren“, beobachtet Engelhardt. Einmal am Tag das Fenster öffnen reicht nicht. Allein ein Mensch dünstet in einer Nacht mindestens einen halben Liter Wasser aus. Hinzu kommen Mengen vom Duschen, Kochen oder auch von Pflanzen, die Wasser an den Raum abgeben. Hat sich die Luft in einem Objekt früher durch Undichtigkeiten einmal am Tag ausgetauscht, muss das heute mehrmals am Tag durch aktives Lüften geschehen, damit Feuchtigkeit entweichen kann. Mauerwerk ist kälter und nimmt sehr viel mehr Energie auf, wenn es feucht ist. Die Feuchtigkeit und die Temperatur im Raum lassen sich mit einem Hygrostaten gut überwachen. Steigt die Luftfeuchtigkeit auf über 65 Prozent, heißt es Heizkörper kurz ausschalten und lüften. Genauer: querlüften, indem man alle Fenster öffnet und so einen schnellen Luftaustausch ermöglicht.

Extra-Tipp vom Fachmann: Steht man vor einem geöffneten Fenster und spürt einen kalten Luftzug vom Fenster gegenüber oder aus der Tür, ist der Luftaustausch schon geschehen. Was man im Winter hingegen tunlichst vermeiden sollte sind gekippte Fenster, denn dadurch wird die Luft über die obigen Fensternischen ausgetauscht. Diese brauchen am längsten, um sich wieder aufzuheizen. Die Folge stark ausgekühlter Fensternischen: Schimmelpilze.

Farbe gegen Schimmel

Stellt man fest, dass sich an bestimmten Stellen im Haus relativ schnell Schimmel bildet, sollte man die Oberfläche unter die Lupe nehmen. Sind Tapeten drauf oder Wandfarben? Ratsam ist, diese zu entfernen und Silikatputze oder alkalische Putze zu verwenden. Sie sind auch als Farbe erhältlich und haben einen sehr hohen pH-Wert, sodass die Oberfläche das Wachstum von Schimmelpilz verhindert. Wer Mieter ist, sollte eine solche Maßnahme – auch im Sinne der Werterhaltung – dem Vermieter gegenüber anregen.

Heizen und mehr mit der Klimaanlage

Klimaanlagen sind nicht mehr die Energiefresser, die sie noch vor 30 Jahren waren. Heutige Anlagen – sogenannte Luft-Luft-Wärmepumpen – können mit Thermostaten verbunden werden und Räume beheizen. Als kleine „Computergenies“ lassen sie sich individuell auf die eigenen Bedürfnisse programmieren. Ist beispielsweise eine Raumtemperatur von 20 Grad eingestellt und erreicht, schaltet sich das Klimagerät automatisch aus. Per App kann man es auch von unterwegs aus steuern.

Die stufenlose Regelung der heutigen Klimatechnologie führt zur Verringerung des Geräuschpegels, höherer Effizienz und bis zu 44 Prozent niedrigerem Energieverbrauch. Hier gibt es – je nach Hersteller und Bedarf – Anlagen, die mit 650 Watt maximaler Leistungsaufnahme am Außeninverter am Innengerät eine Heizleistung von etwa 2.8 kW erreichen. Das heißt, die Klimaanlage reduziert auf der Zielgeraden ihre Leistung in einem sparsamen Teillastbereich. Das schont den Geldbeutel, die Anlage und die Umwelt. Zudem sind die heutigen Klimaanlagen wahre Allround-Talente: Sie können nicht nur kühlen und heizen, sondern auch die Luft entfeuchten und reinigen. Letzteres dürfte besonders für Allergiker interessant sein. Für eine Raumgröße von 35 bis 40 Quadratmetern ist mit Installationskosten von 2.500 Euro zu rechnen. Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt bei guter Instandhaltung 20 Jahre.

„Erste Hilfe“ für Vermieter/Hausbesitzer

Vermieter bzw. Hausbesitzer können schauen, ob sie bei ihrer thermischen Anlage bei der Vorlauftemperatur etwas einsparen können. Mit den Mietern kann abgesprochen werden, wer wieviel warmes Wasser benötigt und wie warm die Räume sein sollen. Wird eine Therme einmal in der Woche auf über 60 Grad aufgeheizt und der Wasserdurchlauf geht vonstatten, ist eine Keimbildung ausgeschlossen. Dreht der Mieter den Heizkörper ein oder zwei Grad runter, muss er auch ein bis zweimal mehr lüften. Für die klassische Heizung sind elektronische Thermostatregler sinnvoll. Auch sie lassen sich auf den individuellen Bedarf einstellen und über den Tag steuern. Hausbesitzer können zudem mit relativ kleinen Mitteln an ihrem Gebäude sparen. Gibt es irgendwo Heizungsrohre, die nicht isoliert sind? Haben manche Heizkörper, die wenig laufen, vielleicht Luftblaseneinschlüsse und müssen entlüftet werden? Sind die Geschossdecken ordentlich abgedämmt, alle Türen abgedichtet oder könnte sonst irgendwo Energie entweichen? Ein Rundum-Check sollte sich lohnen.

Fördermöglichkeiten

KfW-Bank: Förderprogramme für kleine Investitionen.
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA): Förderprogramme für Wohnraumsanierung, energetische Sanierung, Energieeffizienzhäuser, Solaranlagen. Eine Liste führt alle förderfähigen Geräte bei Wärmepumpen auf. Wichtig: auf die Voraussetzungen achten. Eine fachliche Beratung ist sinnvoll.

Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)
NBank: Förderungen in Verbindung mit der KfW. Auch weitere Auskünfte werden hier laut Experten gerne gegeben.

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