Delme Report: Markus Weise, Sie sind bekannt als Komiker, standen bereits als Büttenredner beim Ganderkeseer Fasching auf der Bühne, machen Theater, haben ein Kinderbuch und Theaterstücke geschrieben und arbeiten als Klinikclown. Ende Januar haben Sie unter dem Titel „Eine Portion Humor, bitte“ auf Einladung von dem Kinderschutzbund, dem Institut für Gesundheitsförderung und dem Delmenhorster Bauverein das Projekt „Häppchenweise Gesundheit“ eröffnet. Markus Weise, Sie sind ausgebildeter Clown, Humortrainer und Lachyoga-Leiter.
Was ist für Sie guter Humor?
Markus Weise: Guter Humor zeichnet sich für mich dadurch aus, dass man das Leben nicht zu ernst nimmt und über sich selbst lachen kann. Guter Humor muss in die Situation und in das Umfeld passen. Nicht jeder Witz oder Spruch passt in jede Situation. Ich kann mich köstlich über Loriot amüsieren, aber auch herzhaft über die alten Sketchup-Folgen mit Diether Krebs oder die Filmklassiker mit Heinz Erhard oder Theo Lingen lachen.
Gibt es auch schlechten Humor?
Oh, ja, den gibt es tatsächlich. Aggressiver Humor, Sarkasmus und Zynismus ist für mich kein Humor. Aggressiver Humor kann verletzen. Humor muss immer auf der Basis einer wertschätzenden Grundhaltung gegenüber der Person stattfinden.
Was bedeutet für Sie das Sprichwort „Lachen ist die beste Medizin“?
Der Begriff Humor kommt aus dem Lateinischen und wird mit „Feuchtigkeit“ übersetzt. In der antiken Medizin bezeichnete der Plural „umores“ die richtige Mischung der Körpersäfte: Gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schweiß. Wenn diese, so die medizinische Theorie damals, in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen und fließen, dann befindet sich der Mensch in einer heiteren Gemütsfassung. Zudem wird beim Lachen die Durchblutung angeregt und durch das tiefe Atmen gelangt mehr Sauerstoff ins Blut. Darüber hinaus schüttet der Körper beim Lachen Glückshormone aus, die sogar entzündungshemmend und schmerzstillend wirken. Somit ist Lachen für mich die beste Medizin.
Seit 2016 sind Sie staatlich anerkannter Darsteller für Clowntheater und Komik. 2017 folgte die Fortbildung zum Klinikclown. Bitte berichten Sie über Ihre Arbeit als Klinikclown.
Die wichtigste Frage ist immer „Darf ich reinkommen?“ Erst mit einem „Ja“, komme ich ins Zimmer. Nun muss ich in Sekunden die Situation erfassen. Ich kann mir nichts im Vorfeld überlegen oder mit einem Plan in ein Zimmer gehen. Das funktioniert nicht. Aber genau für diese schwierige Situation sind wir Klinikclowns ausgebildet. Ich habe zwar Requisiten, aber diese nehme ich nur, wenn gar nichts passiert. Das beste Requisit für einen Clown wiegt nichts. Er braucht nur sich. Als Klinikclown verschönert man idealerweise den Krankenhausalltag der Patienten. Meine Begegnungen schreibe ich nach den Besuchen immer auf.
Können Sie von einem Erlebnis berichten, das Ihnen lange im Gedächtnis geblieben ist?
Ich betrat ein Zimmer und traf auf drei lächelnde Frauen. „Der ist aber noch zu klein“, sagte eine der Frauen mit Blick auf einen Säugling von etwa einem halben Jahr. „Für Clowns ist man nie zu klein – und groß“, antwortete ich mit Blick auf Tante, Mutter und Großmutter. Die Tante stellte den Säugling in seinem Bettchen hin und hielt ihn fest. „Wir sind schon seit drei Wochen hier“, sagte die Mutter. Ich versuchte Blickkontakt mit dem Säugling aufzubauen, merkte aber schnell, dass es nicht klappte. Plötzlich sagte die Großmutter: „Er kann Sie nicht sehen“, und ich merkte, wie die Mutter den Tränen nahe war. Und was macht man als Clown? Der Clown sagt, was er denkt und fühlt: „Aber er kann mich hören!“, antworte ich als „Bruno“, griff zur Ukulele, fing an zu spielen und zu singen. Und was machte der Säugling? Er fing von der Tante gehalten an zu wippen und zu strahlen. In diesem Augenblick verwandelten sich die Tränen der Mutter in Freudentränen. Und wieder stellte ich fest: Es kann so einfach sein.
Haben Sie einen Tipp oder eine einfache Übung für unsere Leserinnen und Leser, wie sie das Leben humorvoller gestalten können?
Eine Übung, um schnell gute Laune zu bekommen, ist das „60 Sekunden- Lächeln“. Hierbei nimmt man einen Stift quer in den Mund, sodass die Muskeln, die für Mund-, Augen- und Wangenbewegung zuständig sind, angespannt werden. Das muss man 60 Sekunden durchhalten. Die Hirnanhangsdrüse schüttet dann automatisch Glückshormone wie Serotonin oder Endorphine aus. Diese sorgen für gute Laune. Man kann die Übung auch ohne Stift durchführen. Ansonsten gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, ein Humortagebuch zu führen. Darin hält man witzige Erlebnisse fest. Auch ehrliche und wertschätzende Komplimente sorgen für gute Laune.
Fällt Ihnen spontan ein Witz ein?
Unterhalten sich zwei Luftballons. Sagt der eine: „Ich habe Platzangst!“