„Die üblichen Probleme durch Corona, Krieg und Inflation haben weiterhin Auswirkungen auf unsere Arbeit mit den Jugendlichen“, fasst der Vorsitzende des Vereins Brücke Joachim Musch zusammen. „Durch die Weltsituation haben viele junge Menschen die Orientierung verloren, sich selbst isoliert und sind lethargisch geworden“, ergänzt Pascal Rewerksi.
Bereits seit 1983 gibt es den gemeinnützigen Verein und seitdem ist er aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Das Team blickte am vergangenen Donnerstag in einer Pressekonferenz auf die Erfolge und Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr zurück. Die Akteure des Vereins bieten vielfältige Angebote an. So können zum Beispiel straffällig gewordene Jugendliche ihre Sozialarbeitsstunden in der Fahrrad- oder Holzwerkstatt ableisten. Zusätzlich gibt es unterschiedlichen Freizeitaktivitäten.
Probleme der Jugendlichen
Mit dem neuen Projekt PACE, die Kurzform für das Pro-Aktiv-Center, will man die Heranwachsenden erreichen, bevor sie strafauffällig geworden sind. Dort bekommen Personen ab 14 bis zum 27. Lebensjahr ohne lange Wartezeit oder Antrag schnell und langfristig Hilfe. „Das Projekt ist eine besondere Form der Betreuung, die unabhängig von der kriminellen Vorerfahrung ist“, erklärt Musch. Es gibt sowohl Einzelgespräche als auch Gruppenbetreuungen. „Zwar trägt jeder Teilnehmer sein eigenes Päckchen, allerdings vereint sie oft das Schulschwänzen und psychische Erkrankungen“, sagt Sandra Schier. Das Team der Brücke habe die Erfahrung gemacht, dass Corona, der Krieg in der Ukraine und die Inflation bei vielen Jugendlichen für zusätzliche Problemen sorgen. Dazu gehören beispielsweise finanzielle Schwierigkeiten, der Perspektivenmangel und die drohende Obdachlosigkeit.
Medien-Work-Out
Der unbedarfte Umgang mit den sozialen Medien sei ein weiteres Problem. Der Verein hat reagiert und ein Seminar namens Medien-Work-Out entwickelt. „Mit Hinblick auf die gezielte Desinformationskampagne in den sozialen Medien wollen wir bei den Jüngeren so früh wie möglich intervenieren und Aufklärung betreiben“, sagt Rewerski.
Bei einem Blick in die Polizeistatistik wird deutlich, dass in den vergangenen Jahren die Sexualdelikte angestiegen sind. Dazu gehören unter anderem verbale Übergriffe, die Verbreitung von Medien mit (kinder-)pornografischen Inhalten und Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung. „Wir haben ein Konzept der Sexualpädagogik entwickelt, dass Jugendliche hinsichtlich sexuell grenzverletzendem Verhalten aufklären soll“, stellt Nina Sahin die so genannten Graustufen-Module kurz vor.
Insgesamt kümmerte sich der Verein 2022 um 126 Heranwachsende. Davon waren 88 in der Brücke und 38 Teilnehmende bei PACE.
Interessierte erreichen den Verein über die Webseite bruecke-delmenhorst.de, telefonisch unter 04221/4 02 03 oder per Mail info@bruecke-delmenhorst.de. 14- bis 27-jährige Delmenhorster können außerdem jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr an der offenen Sprechgruppe an der Wissmannstraße 35 teilnehmen.
Beim Sommerfest am 25. Juni von 11 bis 16 Uhr sind alle Interessenten willkommen. Die Polizei wird dann ebenfalls vor Ort sein.