Untermalt vom Gemurmel des Publikums, dem Zwitschern der Vögel und einem gelegentlichen Gläserklirren nahm der Schauspieler Oliver Mommsen die Besucherinnen und Besucher beim „Tee in Lesmona“ am vergangenen Sonnabendnachmittag mit in eine fantastische Geschichte aus fernen Zeiten. Der in Bremen vor allem als früherer Tatort-Kommissar Stedefreund bekannte Schauspieler hatte sich für die in den „Sommer in Lesmona“-Veranstaltungsreigen eingebettete Lesung mit musikalischer Untermalung das perfekte Buch ausgewählt.
Er las aus Stephen Frys Werk „Mythos. Was uns die Götter heute sagen“. Das ist grandios und umwerfend komisch geschrieben und man hatte mit Knoops Park in Bremen-Lesum den perfekten Ort für die Lesung unter den majestätisch hohen, alten Bäumen gefunden.
Ein göttlicher Anblick
Es ging um Zügellosigkeit, Lebenslust, Mord und Totschlag, Triumph, Eifersucht, Verrat und Tragödie: Die griechischen Göttersagen waren wilder und wüster als das Leben selbst und boten damit alles, was sich die Zuhörer wünschten, die sich überwiegend schick und farbenfroh herausgeputzt hatten. An mitgebrachten Tischen samt Tischdecke und Blumenvase oder auf Picknickdecken wurden lukullische Leckereien von echten Porzellantellern geschlemmt. Ein göttlicher Anblick.
Und man merkte Oliver Mommsen beim Zuhören an, dass er sich für die Lesung selber einen Titel aussuchen durfte, anstatt etwas vorgesetzt zu bekommen. Wenn er von der Suche nach dem inneren kreativen Feuer vorlas, spürte man förmlich, dass er selber es bereits gefunden hatte. Wenn er von Zeus und Pandora – ja, genau der Pandora mit dem verfluchten Gefäß – berichtete, hörte man geradezu sein Verständnis für die Neugier der armen Frau heraus. Wunderbare Bonbons bei der Lesung unter freiem Himmel waren die krächzenden Raben, die wie aufs Stichwort über die Zuhörenden hinwegflogen, oder große Libellen und viele kleine Mücken, die stellvertretend für die Plagen aus Pandoras Behältnis für Unruhe im offenen Zuschauerraum sorgten. Und dann musste auch noch ein Notarzt anrücken, um eine Person ärztlich zu versorgen – hieran war aber wohl eher die vom Himmel brennende Sonne Schuld.
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Umrahmt wurde das gesprochene Wort von sechs Musikerinnen und Musikern von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Bettina Wild an der Flöte, Beate Weis und Stefan Latzko (beide Violine), Anja Manthey (Viola), Marc Froncoux (Violoncello) und Aglika Angelova am Klavier schafften mit ihrer Musik den passenden Rahmen. Die ausgewählten Musikstücke, die von Komponisten wie Josef Strauss, Francis Lai, Franz Schubert sowie Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss stammten, verdeutlichten die Gefühle der Protagonisten und die Stimmung der Textpassagen.
Das Publikum war restlos begeistert. Aber nicht nur – auch Oliver Mommsen war ganz berührt von der Veranstaltung, wie er mir im Nachgang berichtete: „Solche Auftritte sind das Salz in der Suppe als Künstler. So ein Live-Auftritt ist wirklich einmalig, wie man auch an meinen Textausfällen gesehen hat,“ verriet er mit einem Augenzwinkern. Es sei jedoch sehr großzügig mit sich und habe keine Angst vor Fehlern. „Das habe ich von meinen Lehrern gelernt. Auch beim Tatort wurden meine Kollegin Sabine Postel als Hauptkommissarin Inga Lürsen und ich angetrieben, immer sehr schnell zu sprechen. Da sind Versprecher vorprogrammiert,“ sagte Oliver Mommsen, der vor der Lesung bereits die Kollegen am Set des Tatort besucht hatte und sich im Anschluss auf das große Orchesterkonzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zusammen mit Goran Bregovic And his Wedding & Funeral Band freute.
Sommer in Lesmona