1962 erreichte das Wasser den oberen Rand der Hasberger Friedhofsmauer. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst
Historie

Wenn die Flut kommt

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Hasbergen immer wieder überschwemmt / Hochwasser 1962

Wohl kaum etwas hat die Dörfer des Kirchspiels Hasbergen im Laufe der Geschichte so sehr beeinflusst wie das Wasser. Immer wieder sorgte es für Sturmfluten und Überschwemmungen, sowohl vom Meer her als auch aus dem Oberland. „In der Ochtumniederung trafen zu allen Zeiten die hohen Fluten mit dem Oberwasser aus dem Binnenlande zusammen. Das musste Auswirkungen haben und es hat sie gehabt“, schreibt Kurt Müsegades 1974 in „Hasbergen. Ein Jahrtausend Gemeindegeschichte“.

Manche Generationen seien fast jedes Jahr betroffen gewesen, andere nur einmal im Leben. 1809 etwa stand das Wasser am Kirchenaltar zwei Fuß und neun Zoll hoch, 1830 sogar noch ein Fuß höher. Die meisten Hasberger mussten ihre Häuser verlassen, in Strömerdeich stürzten zwei Gebäude ein. Im Januar 1841 stieg das Wasser in der Ochtumniederung durch Tauwetter bis zu den Dächern, wie Müsegades in seiner Festschrift zum 850-jährigen Jubiläum von Hasbergen beschreibt. Manche Familien mussten auf dem Dachboden ausharren, einige Häuser fielen den Fluten zum Opfer. Und dies sind nur ein paar Auszüge aus der langen Überschwemmungsgeschichte.

Hochwasserkatastrophe in Hasbergen

1962 traf eine schwere Sturmflut die gesamte deutsche Nordseeküste. Viele Deichbrüche und zahlreiche Tote waren die Folge, wobei auch die Ochtumniederung und weite Teile der Gemeinde Hasbergen unter Wasser standen. Die Menschen zu dieser Zeit gehörten laut Müsegades zu denjenigen, die bislang von großen Hochwasserkatastrophen weitgehend verschont geblieben waren. Sie hätten kein Gespür mehr für Gefahren von Naturereignissen, wie sie noch die Großeltern gehabt hätten. Und obgleich die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 kein besonderes Ereignis gewesen sei, habe es die Menschen völlig überraschend getroffen.

Das Hochwasser erreichte damals erstmals seit 137 Jahren den oberen Rand der Hasberger Friedhofsmauer, unterspülte sie an mehreren Stellen und brachte Grabsteine zum Umstürzen. Zwischen Hasbergen und Strom wurde die Ochtum zu einem kilometerbreiten Gewässer. Die Straßen in den Überschwemmungsgebieten trugen erheblichen Schaden davon, in manchen Wohnungen stand das Wasser bis zu 85 Zentimeter hoch.

Blick auf die Überschwemmungen in Richtung Strom.Fotos: Stadtarchiv Delmenhorst

Zusammenarbeit von Feuerwehr, Bundeswehr und Großküchen

Die Delmenhorster Verwaltungsberichte schildern, dass das Stadtgebiet kaum betroffen war. Am äußersten Nordostrand (Am Deichschart, Neuenbrücker Weg und Großer Tannenweg) seien Gehöfte vom Wasser eingeschlossen und insgesamt 45 Hektar Ländereien überschwemmt worden.

Als besonders bemerkenswert ist wohl die Zusammenarbeit von Feuerwehr, sonstiger Hilfsorganisationen und der Bundeswehr zu nennen. Der Einsatz war „überall vorbildlich“, so Müsegades. Jugendherbergen und -heime wurden für die Aufnahme von Evakuierten bereitgehalten, die Delmenhorster Großküchen übernahmen die Verpflegung. Da die Stadt noch nicht über Ponton- oder Schlauchboote verfügte, half die Bundeswehr aus. Neben einer Überarbeitung des Katastrophenabwehrplans, unter anderem mit Notstromversorgung, brachte die Sturmflut für Delmenhorst laut Verwaltungsbericht vor allem die Erkenntnis, dass Hochwassergefahr nicht nur von der Delme aus dem Süden kommend, sondern auch aus dem Norden droht.

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