Weser Report: Frau Jürgens, Frau Steinfatt, Harry Potter ist ein weltbekanntes Phänomen: Waren Sie damals auch bereits Fans und standen Schlange, um die Bücher zu kaufen?
Heidi Jürgens: Als die Bücher herauskamen, war ich Mitte 20 und nicht unbedingt die Zielgruppe, habe aber die Euphorie darum mitbekommen und mir dann irgendwann das erste Buch gekauft. Dann war ich angefixt und habe mir das letzte Buch sogar auf Englisch gekauft, weil ich wissen musste, wie es ausgeht.
Meera Steinfatt: Ich bin ein großer Fan. Am Anfang war ich für die Bücher ein bisschen zu jung, habe aber den ersten Film in der Grundschule gesehen. Für den letzten Teil bin ich sogar verkleidet ins Kino gegangen.
Wie sind Sie beide dann zum Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Hamburg gekommen?
Steinfatt: Ich bin auf das Vorsprechen aufmerksam geworden und war direkt begeistert. Ich habe gehofft, dass es funktioniert und bin sogar mir Gryffindor-Krawatte zum Casting gegangen.
Jürgens: Bei mir war es so, dass meine Agentin vorgeschlagen hat, ohne dass ich es wusste. Am Anfang war ich nämlich skeptisch aufgrund der Distanz zu Bremen. Ihr habe ich das zu verdanken, dass ich jetzt hier mitmachen kann. Und spätestens nach dem zweiten Vorsprechen war ich dann infiziert.
Können Sie sich denn mit den Rollen, die Sie im Theaterstück spielen, identifizieren?
Jürgens: Ich spiele Professor McGonagall und Dolores Umbridge. Würde ich mich mit Umbridge identifizieren können, wäre das fatal – schließlich ist sie eine fiese Rolle. Daher identifiziere ich mich eher mit McGonagall. Sie ist zwar streng, aber fair diese schottische Geradlinigkeit. Spielen tue ich allerdings lieber Umbridge. Das macht mehr Spaß, ich kann Feinheiten einbringen und das Publikum reagiert eher auf einen Bösewicht.
Steinfatt: Ich spiele Rose Granger-Weasley. Ihr Charakter nimmt sich viel vor und will Erfolg. Damit kann ich mich gut identifizieren.
Das Stück beeindruckt mit echt wirkender Magie. Wie wichtig ist das Timing bei den Zaubertricks, damit es wie wirkliche Zauberei aussieht?
Jürgens: Das Timing muss stimmen bei den Tricks und man muss auch exakt da stehen, wo man stehen soll. Präzision ist ganz wichtig.
Steinfatt: Um so einen magischen Moment herzustellen, müssen alle zusammenarbeiten: Vom Cast, über Licht, Ton oder Bühnentechnik.
Welchen Zauberspruch würden Sie gerne im echten Leben anwenden können?
Jürgens: Ich würde aus Zeitgründen gerne apparieren können. Schnell von einem Ort zum anderen zu kommen wäre optimal.
Steinfatt: Da kann ich nur zustimmen.
Welcher Ort in Bremen ist für Sie magisch?
Steinfatt: Dazu gehören für mich auf jeden Fall der Schnoor und die Böttcherstraße, die so verwinkelt und mysteriös sind. Aber auch das Universum hat etwas Magisches, weil es eine ungewöhnliche Form hat und man so viel entdecken kann.
Jürgens: Für mich sind es die Weser und der Osterdeich. Ich habe lange dort gewohnt. Wenn man abends hinter dem Stadion spazieren geht und dort plötzlich niemand mehr ist, ist das magisch. Auch der Blick von der Meierei im Bürgerpark über die nebligen Weiden mit Kühen, das Parkhotel bis hin zu den Spitzen des Doms ist sehr besonders.
Steinfatt: Apropos Dom. Als ich noch im Domchor gesungen habe, waren wir oft in den oberen Räumen des Doms. Von dort aus kann man über die ganze Stadt gucken. Das hat auch etwas Zauberhaftes an sich.