Angespannte Stimmung bei der Com.Media auf der Nordwolle am vergangenen Freitag: Am Nachmittag versammelten sich viele Ratsmitglieder, Hans-Ulrich Salmen und Dieter Meyer der Stadtwerke Delmenhorst (SWD), Oberbürgermeisterin Petra Gerlach sowie interessierte Bürger und Bürgerinnen.
„Wir wollen mit dieser öffentlichen Sitzung einen sachlichen Austausch zum Stand der Trinkwasserförderung ermöglichen“, beginnt Gerlach. „Für uns als Verwaltung ist der Ratsbeschluss bindend und das Ziel der Trinkwasserförderung über das Jahr 2029 hinaus festgesetzt“, stellt die Oberbürgermeisterin klar. Jener Ratsbeschluss wurde am 11. Juni 2015 positiv beschlossen und bedeutet somit, dass ein Wasserwerk in den Graften entsteht.
2035 erhöhter Wasserbedarf
Ein solches Werk existiert derzeit in Annenheide. „Aktuell bezieht Delmenhorst sein Trinkwasser zu 78 Prozent aus Annenheide und zu 22 Prozent vom OOWV (Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband)“, sagt Jürgen Müller-Schönborn, Fachdienstleiter Umwelt. Der Bedarf sei derzeit gut gedeckt. In 2021 wurde eine Wasserbedarfsprognose in Auftrag gegeben. Diese zeige an, dass aufgrund des Bevölkerungswachstums bis 2035 mit einem erhöhten Bedarf gerechnet werden müsse. „Es kündigt sich eine Lücke in der Versorgung an, die geschlossen werden muss“, fordert Müller-Schönborn. Er gibt weiter an, dass auch der Liefervertrag mit dem OOWV ein Enddatum hat und auch das Wasserwerk in Annenheide bis 2034 befristet bewilligt ist.
Die SWD hat bereits 2020 einen Antrag zur Bewilligung der Grundwasserentnahme, an den Wiekhorner Wiesen, zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung gestellt. Dieser wurde 2022 bewilligt und ist bis 2052 gültig. Darin enthalten sind auch die sechs Brunnen, die zur Entnahme des Wassers gebaut werden müssen.
Vortrag der SWD
Die anwesenden Bürger interessierten sich sehr für den Vortrag der Stadtwerke. Dieser wurde vom Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen und Geschäftsleitung Dieter Meyer geführt. „Die Trinkwasserversorgung muss von der Graft getrennt werden. Das Oberflächenwasser ist von der Trinkwasserförderung nicht betroffen“, appelliert Salmen und spricht damit die gefluteten Keller der Anwohner an. Dies könne durch ein Wasserwerk nicht verhindert werden. „Ein Ratsbeschluss darf nicht dazu führen, dass Kopf und Verstand ausgestellt werden“, setzt er noch hinzu und beendet seine Rede. Diese kurze Stellungnahme wird von den Anwesenden mit lauten Zwischenrufen kommentiert.
Die Oberbürgermeisterin appelliert an die Sachlichkeit, wodurch Ruhe einkehrt und Dieter Meyer den Vortrag der SWD beenden kann. „Das Oberflächenwasser wird seit 2011 stetig abgepumpt“, so der Geschäftsleiter. Eine gezielte Entwässerung der Graft sei auch ohne Wasserwerk möglich. Ebenfalls bestehe zwischen dem OOWV und der SWD ein Partnerverhältnis, wodurch sie sicher sind, dass die Versorgung auch über 2029 hinaus sichergestellt ist. „Wir planen derzeit eine Pilotanlage, die mit dem Brunnenwasser gespeist wird und den aktuellen Bestimmungen entspricht“, damit beugt sich die SWD dem Ratsbeschluss. Er fügt noch hinzu, dass damit erhöhte Wasserkosten für die Delmenhorster entstehen, die circa 100 Euro pro Jahr betragen.