Bereits zu Beginn des ersten Moorgipfels wurde deutlich: Die Meinungen können durchaus auseinander gehen. Die komplett ausgebuchte Veranstaltung in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck sollte Aspekte zum Moor als bedeutenden Faktor in Sachen Klimaschutz eingehen. In den Grußworten folgten Landrat Bernd Lütjen, hiesiger Landvolk-Vorsitzender Stephan Warnken und Hans-Georg Kulp, Vorstandssprecher der Biologischen Station Osterholz (BioS) aufeinander.
Meinungen zum Umgang mit Moor gehen auseinander
Warnken betonte die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirte, die unter anderem auf ehemaligen Moorgebietn arbeiten. Eine komplette Wiedervernässung des Moores scheide somit aus seiner Sicht aus. Es bestehe aber Handlungsbedarf, er versprach ein kooperatives Einbringen der Landwirte. Es sei zu beachten, dass Lösungen nicht auf Kosten der Wirtschaft und der örtlichen Bevölkerung umgesetzt werden. Warnken schlug einen trockenen Moorbodenschutz vor, bei dem Flächen etwa mit Sand abgedeckt würden.
Kulp folgte. Er betonte, dass der Moorgipfel nur ein erster Schritt sei, dass der Weg noch lang und anstrengend sei. Man müsse eine Modellregion für den Moorbodenschutz in Niedersachsen werden. Er wandte sich schließlich an Warnken. „Das Moor ist das Ökosystem, das über Jahrtausende CO2 aus der Atmosphäre entzogen und eingespeichert hat. Genau das ist die Leistung, die wir heute wieder brauchen.“
Hauptredner des Vormittags war Harald Grethe. Der Leiter des Fachgebietes Internationaler Agrarhandel und Entwicklung am Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin gab einen Einblick in die aktuellen Klimastudien und der Bedeutung der Anhebung des Wasserstandes auf Moorflächen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Er gab damit die Grundlage für die Veranstaltung und präsentierte anhand von mehreren Thesen mögliche Lösungswege. Dabei wurde deutlich: Moorbodenschutz kann nur gemeinsam gelingen. Deshalb begrüßte er sehr, dass im Landkreis Osterholz die Landwirtschaft, der Naturschutz und Verwaltung sowie Politik an einem Strang zögen. Damit seien die Grundvoraussetzungen gelegt.
Christian Meyer zu landesseitigen Plänen
Christian Meyer, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz, gab einen Einblick in die landesseitigen Pläne. „Unsere Moore sind die Superhelden des natürlichen Klimaschutzes, weil sie die schädlichen Treibhausgase speichern können, wertvolles Wasser schützen und auch Hotspots der Artenvielfalt sind. Wir wollen die Moore daher stärker in Wert setzen. Im Niedersächsischen Klimaschutzgesetz, das von den Regierungsfraktionen in den Landtag eingebracht wurde, wird erstmals ein Minderungsziel der jährlichen Treibhausgasemissionen aus kohlenstoffreichen Böden festgeschrieben. Bis zum Jahr 2030 wollen wir ein Minus von 1,65 Millionen Tonnen gegenüber 2020 erreichen. Das gelingt uns gemeinsam mit den vier Milliarden Euro für natürlichen Klimaschutz vom Bund, durch die wir viele gute Projekte gemeinsam mit Landwirtschaft, Umweltverbänden und Kommunen umsetzen wollen – maßgeschneidert für verschiedene Regionen. Wir wollen zeigen, wie Moorentwicklung für den Klimaschutz und Erwerbsperspektiven für die Landwirtschaften parallel erreicht werden können.“
Der erste Moorgipfel in Osterholz-Scharmbeck soll den Auftakt für den weiteren Umgang mit dem Moorbodenschutz bieten. „Ich bin mir sicher, dass dieser Tag dazu beigetragen hat, das Miteinander und das gemeinsame Engagement bei diesem wichtigen Thema weiter zu stärken“, zog Landrat Lütjen ein erstes Resümee aus der Veranstaltung. Nun sei es wichtig, die Fäden in der Hand zu behalten.