Ein Foto wie ein Keulenschlag. Es zeigt die hochschwangere Ukrainerin Iryna Kalinina, die verletzt auf einer Trage liegt, die Hand schützend auf ihren Bauch gelegt, der Blick leer. Männer tragen sie durch die Trümmer von Mariupol, weg von der bei einem russischen Luftangriff zerstörten Klinik. Das Kind kommt tot zur Welt. Die Mutter stirbt wenig später. Der ukrainische Fotojournalist Evgeniy Maloletka hat die Szene im März 2022 im Bild festgehalten. Ein Jahr später wird er in Amsterdam mit dem World Press Photo Award für das „Pressefoto des Jahres“ ausgezeichnet. Dabei sei das prämierte Bild das jenige, „das ich am meisten vergessen möchte“, sagt Maloletka. „Aber ich kann es nicht. Und ich darf es nicht.“ Zu wichtig sei das Schicksal der Menschen in der Ukraine, zu wichtig seine Arbeit als Fotojournalist.
Anders als in den Vorjahren ziert diesmal jedoch nicht das siegreiche Foto die Plakate zur World Press Photo-Ausstellung. Und auch der DELME REPORT verwendet es nicht, um diesen Artikel zu bebildern. „Aus Respekt vor den Toten und ihren Angehörigen wird das Bild nicht in der Werbung eingesetzt“, erklärt Claus Spitzer-Ewersmann, Chef von Mediavanti. Seit 2016 holt seine Agentur die Fotoausstellung nach Oldenburg. Die Schau gastiert vom 17. Februar bis zum 10. März im Landesmuseum Kunst & Kultur.
Audioguide und Gebärdendolmetscher
„Die Ausstellung hat sich als fester Bestandteil im Ausstellungskalender etabliert und führt immer wieder eindrucksvoll vor Augen, wie wichtig das Museum als Ort von Begegnung und Austausch über gesellschaftlich relevante Themen ist“, betont Prof. Dr. Rainer Stamm, Direktor des Landesmuseums.
Die Fotografin Lee-Ann Olwage aus Südafrika wird als Ehrengast der Eröffnung beiwohnen und von ihrer Arbeit berichten. Dass mit Olwage erstmals eine afrikanische Fotografin zur Eröffnung kommt, erfreut Lisa Knoll besonders. Die Organisationsleiterin der Oldenburger Ausstellung zeichnet seit fünf Jahren auch für die begleitende Sonderschau namens „The Everyday Projects“ verantwortlich. Thema diesmal: kleine Projekte aus aller Welt, die dem Klimawandel entgegenwirken.
Laut Knoll haben sich die Neuerungen des Vorjahres bewährt. So wird es wieder einen Audioguide mit Erläuterungen zu den Bildern geben. Zudem begleitet eine Gebärdensprachdolmetscherin einige der Ausstellungsrundgänge, um die Informationen an Gehörlose weiterzugeben. Darüber hinaus ist erstmals eine Führung für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen geplant. Sie wird in Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen organisiert.
Ausführliche Infos erhält man hier.