Eine Depression sieht man einem Menschen nicht unbedingt an.Foto: Konczak
Seelische Gesundheit

Akzeptieren und darüber reden

Von
Auf Erkrankung Depression aufmerksam machen und Vorurteile abbauen

Ein 68-jähriger Mann hatte sich am vergangenen Dienstag im Keller seines Einfamilienhauses am Wiekhorner Heuweg eingeschlossen. Nachdem Angehörige keinen Kontakt zu ihm herstellen konnten, verständigten sie die Polizei. Der Bereich wurde in der Folge großräumig abgesperrt, da der 68-Jährige als Jagdberechtigter auch Zugriff auf Waffen hatte. Alle Versuche Kontakt, zu dem Mann aufzunehmen, blieben erfolglos. Nach dem gewaltsamen Öffnen des Kellers fanden Einsatzkräfte der Polizei ihn leblos vor. Ein Notarzt stellte den Tod des Mannes fest. Die Angehörigen werden psychosozial betreut.

Tabu-Thema: Depression

Der mögliche Selbstmord hat mich sehr beschäftigt. Falls es sich um einen Suizid handelt – was nicht gesichert ist und ich auch nicht unterstellen möchte – kann der Handlung eine Erkrankung zu Grunde liegen, die immer noch viel zu sehr ein Tabu-Thema ist: Depressionen.

Ich leide an Depressionen – und zwar schon lange. Menschen, die nicht davon betroffen sind, wissen üblicherweise nichts damit anzufangen. Darüber hinaus hat man als Betroffener eine Sperre im Kopf beziehungsweise Mauer um sich rum. Es ist nicht leicht darüber zu reden. Aber man muss es tun. Und man sollte es nicht als Schwäche ansehen oder sich dafür schämen. Man hat nichts Falsches oder Schlechtes getan und als Strafe Depressionen bekommen. So ist das nicht. Es ist eine Krankheit. Es hilft das zu akzeptieren und darüber zu reden.

Man muss sich nicht dafür schämen

Wie lange genau ich schon Depressionen habe, weiß ich gar nicht. Sie haben mich seit meiner Kindheit begleitet. Ich dachte lange, dass ich komisch bin, falsch, dass nur ich so bin. Deshalb habe ich mit niemandem darüber geredet.

Im Herbst 2018 kam von meinem damaligen Partner und heutigen Ehemann der Impuls, zum Arzt zu gehen. Die Diagnose: Burnout, Angstzustände, Depression. Ich war geschockt und erleichtert zugleich. Endlich hatte ich einen Namen für meine Stimmungen – wenn auch keinen schönen. Ich lernte, dass ich nicht alleine bin und wie ich besser damit umgehen kann.

Die Psyche hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit

Die Psyche hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Symptome wie Rücken- und Gelenkschmerzen, Herzrasen, Hautausschlag, Tinnitus oder Atemnot können durch eine seelische Belastung hervorgerufen oder verstärkt werden. Ungelöste Konflikte, Stress, Trauer oder Ängste können diese erheblich verschlechtern.

Bei der Behandlung psychosomatischer Erkrankungen kommen vielfältige Methoden zum Einsatz. Psychotherapeutische Unterstützung, etwa in Form von Einzel- oder Gruppentherapien, trägt in vielen Fällen zur Linderung der Krankheitszeichen bei. Für eine umfassende und individuelle Versorgung bietet sich auch ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik oder Rehaeinrichtung an.

Mit Betroffenen austauschen

Entspannungsverfahren, der Austausch mit anderen Betroffenen und feste Tagesabläufe wirken unterstützend auf dem Weg zur Genesung. Emotions- und Stressbewältigungstrainings helfen vielen Menschen, belastende Situationen des Alltags besser zu erkennen und zu verarbeiten. Als wichtig erweist sich zudem ein stabiles soziales Umfeld, das in Krisenzeiten wie ein Fallnetz wirkt.

Suizid: Fast 28 Menschen täglich

Im Jahr 2022 starben in Deutschland insgesamt 10.119 Menschen durch Suizid – das waren fast 28 Personen pro Tag. Das ergaben die Ergebnisse einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Für 2023 liegen noch keine Zahlen vor. Rund 75 Prozent der Selbsttötungen wurden von Männern begangen. Das durch­schnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides bei 60,3 Jahren. Frauen waren im Durchschnitt 61,9 Jahre alt. Insgesamt ist die Zahl der Selbsttötungen jedoch in den vergangenen Jahren deutlich zurück­gegangen: 1980 nahmen sich noch rund 50 Personen pro Tag das Leben.

Professionelle Hilfe

Wenn man daran denkt, sich das Leben zu nehmen, sollte man versuchen, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein, es gibt aber auch Hilfsangebote. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 erreichbar.
Über Depressionen kann man sich online unter deutsche-depressionshilfe.de informieren. Das Info-Telefon Depression erreicht man montags, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr unter 0800 / 33 44 533.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner