Seit 1998 setzt sich der Naturschutzverein „Sunce“ in der kroatischen Hafenstadt Split für Umweltbelange ein. Wie Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland funktionieren kann, haben neun Mitglieder einer Delegation in dieser Woche beim Umweltbildungszentrum (RUZ) Hollen erfahren. Im Rahmen des Projektes „VolonTERRA – active schools initiate change“ waren die Kroaten seit vergangenem Sonntag zu Gast und konnten anhand eines abwechslungsreichen Programms viele Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit sammeln. Für das RUZ ist es die erste internationale Kooperation. Die Anfrage kam vor zwei Jahren von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die das Projekt fördert. „Es geht um einen internationalen Erfahrungs- und Informationsaustausch“, sagt Martin Brinkmann, kaufmännischer Geschäftsführer des RUZ. „Wir haben die Chance, uns weiterzuentwickeln. Der Austausch ist fantastisch“, schwärmt Kollegin Marina Becker-Kückens.
Lernen von und mit der Natur
„Sunce“ ist eine überparteiliche, gemeinnützige und nicht der Regierung zugehörige Organisation und zählt zu einem der größten und ältesten Umweltverbände in Kroatien. Schulen aus der Region sollen mit der Erfahrung und Unterstützung der Aktiven befähigt werden, sich selbstständig für die Umwelt zu engagieren und nachhaltige Entwicklungen zu fördern. Im Rahmen des Projektes schult der Umweltverband sowohl Lehrkräfte als auch Grundschüler mittels theoretischer und praktischer Aktivitäten. Als sichtbares Zentrum dafür soll ein Outdoor-Klassenzimmer gestaltet und gebaut werden. Die Wissensvermittlung findet in „Volunteer Clubs“ statt.
Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes, das von Januar 2024 bis Dezember 2025 läuft, ist der internationale Erfahrungsaustausch zwischen Kroatien und Deutschland. Barbara Bischoff fungiert mit ihren englischen Sprachkenntnissen als Projektleiterin seitens des RUZ. Ihr Pendant bei „Sunce“ ist Miranda Šimac. Die Planungen fanden per Videocall statt. Gleich zu Beginn des Besuchs der kroatischen Delegation in Hollen standen Hospitationen in drei RUZ-Kursen auf dem Programm, bei denen die Gäste einen Einblick in die umweltpädagogische Arbeit der Einrichtung gewinnen konnten: „Faszination Insekten“, „Naturerfahrung“ und „Vom Korn zum Brot“.
Neue Inspiration für nächste Projekte
„Es war sehr interessant, die Methoden zu sehen, wie die Kurse aus pädagogischer Sicht gestaltet sind, was und wie die Kinder lernen“, schilderte Šimac mit Begeisterung am Donnerstag bei einem Vorort-Termin. Auch Zrinka Banić, Lehrerin an der Grundschule Brda, war sehr angetan von der Unterrichtsstruktur des RUZ und der „modernen Didaktik“: „Alles wird miteinander kombiniert und hat am Ende einen Sinn. Und alle Aktivitäten haben ein Ziel: den Umweltschutz. Bei grünen Themen habe ich viele Anregungen und Ideen bekommen.“ Zudem könne schon mit Kleinigkeiten etwas erreicht werden. Wie zum Beispiel beim Thema Müll und Mülltrennung. „Das ist ein großes Problem bei uns, viel Plastik landet im Meer“, schildert Margita Radman von „Sunce“. Daher liege ein Schwerpunkt der Umweltschutzarbeit auf dem Schutz des Meeres. Auch da der Tourismus, vor allem im Kreuzfahrtbereich, in Kroatien eine große Rolle spiele.
Der Austausch mit dem RUZ erfolgt kontinuierlich. Der Besuch der internationalen Gäste in der Gemeinde Ganderkesee war nun ein erster Höhepunkt. Das Programm führte die Kroaten unter anderem ins Klimahaus Bremerhaven, in den Schulgarten der Integrierten Gesamtschule (IGS) Delmenhorst und in den „Park der Gärten“ in Bad Zwischenahn. Letzterer stellt auch einen anerkannten außerschulischen Lernstandort mit pädagogischen Angeboten dar, bei dem sich die Umweltschützer von „Sunce“ ebenfalls jede Menge Ideen für ein grünes Klassenzimmer holen konnten. „Es macht schon einen Unterschied, ob die Kinder drinnen im Klassenzimmer sind oder draußen, wo sie fühlen, riechen und anfassem können“, meint Šimac.
Das Team aus Hollen wird zweimal die Koffer für eine Reise nach Kroatien packen. Geplant sind zwei Besuche bei „Sunce“: einmal im September/Oktober zur Umsetzung des Projektes in der kroatischen Grundschule und Ende 2025 zum feierlichen Abschluss.