Ein kleines Stück Urzeitgeschichte: eine fossile Schnecke. Fotos: Konczak
Ausflug

15 Millionen Jahre Geschichte im Ton

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In der Fossiliengrube Twistringen kann man selbst nach Fossilien suchen

Der Klumpen Ton in der Hand muss ganz vorsichtig zerbröckelt werden. Nicht, dass man etwas übersieht. Etwas, das 15 Millionen Jahre unter der Erde geschlummert hat. In der Fossiliengrube Twistringen können große und kleine Hobby-Paläontologen seit April auf eine besondere Schatzsuche gehen. Mit Eimer, Schaufel und Sieb kann man in der ehemaligen Tongrube 2 bei der Alten Ziegelei selbst nach Fossilien graben.

Ermöglicht hat das der Heimat- und Bürgerverein Twistringen zusammen mit der Stadt Twistringen. Die Aktiven wollten die Grube, in der bis 1992 Tonabbau betrieben wurde und in der schon damals immer wieder Fossilien in die Hände interessierter Sammler fielen, erneut als Fundort zugänglich machen. Ein äußerst seltener Fall, denn eigentlich werden stillgelegte Tongruben anderweitig genutzt oder verfüllt. Nicht so in Twistringen. 80.000 Kubikmeter Oberflächenwasser wurden für das Vorhaben über die Ellernbäke und weiter in die Delme abgepumpt, sodass der erste Absatz der Grube wieder zugänglich wurde.

Spannende Suche: Die Klumpen muss man vorsichtig zerbröckeln. In der schwarzen Erde zeichnen sich die Fossilien besonders gut ab.

Rückbleibsel aus dem Meer

„Dinosaurierknochen sind hier nicht zu finden“, macht Martin Lütjen vom Heimat- und Bürgerverein mit einem Augenzwinkern klar. Zu den häufigsten Funden zählen Muscheln, Schnecken oder auch Korallen. Aber auch Wirbelknochen vom Wal oder Haifischzähne tauchten schon auf. Vor 15 Millionen Jahren bedeckte genau hier die „Ur-Nordsee“ das Land mit einer Wassertiefe von 50 Metern. Ebenso alt sind die Fossilien, die noch im Ton ruhen. Direkt vor Ort stehen Eimer und Schippen zur kostenlosen Ausleihe bereit. Der Zugang zum Gelände und das Graben sind ebenfalls komplett kostenfrei.

Die Fossiliengrube Twistringen hat als einzige öffentlich zugängliche Fossiliengrube in Norddeutschland nicht nur regional, sondern auch überregional seit Eröffnung hohe Wellen geschlagen. Die Fachwelt interessiert sich ebenfalls sehr für diese seltene Möglichkeit einer besonderen urgeschichtlichen Zeitreise.
In der Regel darf man seine Funde behalten. Besondere Entdeckungen wie Zähne von Haifischen oder Skelette von Wirbeltieren sollten gemeldet werden. Infos dazu findet man auf einer Tafel vor Ort.

Darüber hinaus lohnt sich ein Besuch im Museum der Strohverarbeitung Twistringen, in dem ein Raum zahlreichen Fossilienfunden gewidmet ist.
Geöffnet ist die Fossiliengrube Twistringen an der Grabhorststraße von März/April bis Oktober täglich von 8 bis 18 Uhr. Mehr Infos gibt es auf fossiliengrube-twistringen.de.

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