Schon lange gibt es in Worpswede Bestrebungen, an verschiedenen Stellen im Ort Tempo 30 einzuführen. Nicht nur die Stiftung Maribondo, auch der Seniorenbeirat setzt sich hierfür ein und veranstaltet Aktionen zum Thema, wie diese Fahrradaktion Anfang vergangenen Jahres. Foto: Archiv Schon lange gibt es in Worpswede Bestrebungen, an verschiedenen Stellen im Ort Tempo 30 einzuführen. Nicht nur die Stiftung Maribondo, auch der Seniorenbeirat setzt sich hierfür ein und veranstaltet Aktionen zum Thema, wie diese Fahrradaktion Anfang vergangenen Jahres. Foto: Archiv
Worpswede

UWG will Tempo drosseln

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Durch eine Reform der Straßenverkehrsordnung steht Tempo 50 auf der Kippe

Anfang Juli reformierte der Bundesrat die Straßenverkehrsordnung. So weit, so unspektakulär. Doch die Reform könnte spürbare Auswirkungen im Landkreis haben.

Die Unabhängige Wählergemeinschaft Worpswede (UWG) ergriff sogleich die Gelegenheit: Bereits 2021 setzte die UWG sich dafür ein, im Bereich vor dem Galerie-Hotel Maribondo in der Hembergstrasse sowie vor dem Blauen Haus in der Findorffstraße 9 das Tempo des Autoverkehrs auf 30 Stundenkilometer drosseln zu lassen. „Sobald man die Hoteltür aufmacht, muss man aufpassen, nicht von Radfahrern umgefahren zu werden.

Schwierige Situation für alle Verkehrsteilnehmer

Die Straße zu überqueren ist sehr schwierig, insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität“, sagt Erwin Bienewald, Geschäftsführer der Stiftung Maribondo de Floresta. Die Stiftung betreibt unter anderem das Galerie-Hotel und das Blaue Haus.

Beide Einrichtungen sind Inklusionsbetriebe. Das heißt, dass sie Menschen mit körperlichen, geistigen oder Mehrfachbehinderungen beschäftigen. Von einem neuen Tempolimit erhoffen sich Bienewald und die UWG, den Verkehr für alle Teilnehmer sicherer zu machen.

Neue Gesetzesregelung macht’s möglich

2021 lehnte die Kreisverwaltung den Antrag mit der Begründung ab, dass Einrichtungen für Menschen mit Behinderung nicht explizit vom Gesetzgeber als möglicher Grund für ein Tempolimit genannt wurden. Doch durch die Reform der Straßenverkehrsordnung sieht der rechtliche Rahmen nun anders aus.

Zukünftig sollen auch vor Einrichtungen, in welchen Menschen mit Behinderung wohnen oder arbeiten, Geschwindigkeitsbegrenzungen möglich sein – und diese gibt es entlang der Strecke, an welcher die UWG das Tempo drosseln möchte.

Und mehr noch: Die neue Regelung ermöglicht mehr Tempo 30, als die UWG bisher forderte. Nun erweitert sie ihren Antrag um den Bereich vor dem Stiftungsdorf Worpswede, Bremer Landstraße 48, wo es eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung gibt.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Vor dem Diedrichshof, welcher dem Bebauungsplan nach als Altenheim gilt, gibt es bereits ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern. „Das hat die Situation total entschärft“, freut sich Bienewald. „Es fahren zwar nicht alle 30, aber es fährt keiner mehr 80.“

Das Wählerbündnis UWG hat einen festen Platz im Worpsweder Gemeinderat. Hinter CDU und SPD ist sie drittstärkste Kraft – in Ratssitzen gerechnet, liegt sie mit der SPD sogar gleichauf.

Ihre parlamentarische Stärke wird der UWG bei diesem Unterfangen aber höchstens bedingt helfen. Ob und wo Geschwindigkeitsbegrenzungen in Worpswede eingeführt werden, entscheidet schlussendlich das Straßenverkehrsamt des Landkreises. Folgt die Worpsweder Gemeindeverwaltung dem Antrag der UWG, muss die Verwaltung einen Antrag beim Landkreis einreichen, das Tempo zu drosseln.

Den ersten Versuch, den Autoverkehr auf weniger als 50 Stundenkilometer zu beschränken, gab es bereits 1952. Nach den Erfolgsaussichten des jetzigen Antrags gefragt, reagiert Bienewald verhalten optimistisch: „Die Erfahrung zeigt: steter Tropfen höhlt den Stein.“

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