Wenn man sich an das vergangene Jahr erinnert, werden wohl häufig Bilder von starken Regenfällen und deren Folgen wachgerufen. Eine dieser Folgen war das Fischsterben. Im Sommer vergangenen Jahres sank der Sauerstoffgehalt in hiesigen Gewässern derart, dass Fische schlicht keine Luft mehr bekamen und zu Tausenden erstickt sind.
Ralf Gerken, beim Anglerverband Niedersachsen wissenschaftlicher Ansprechpartner, sagt, die Datenlage hierzu sei mittlerweile deutlich: Schuld war das in Gräben und Gewässer gespülte Gras. Entsprechend äußert er Sorge um die Wiedervernässung der Moore, nennt das Vorhaben „blauäugig“ und meint, das Land habe das Gefahrenpotential hierbei noch nicht im Blick.
Seiner Meinung nach müsste eine Wiedervernässung mit ständigem Monitoring verbunden sein. 2023 habe gezeigt, dass eine Lage wie beim damaligen Fischsterben sich bei einer Stauung auf Intensivgrünland wiederholen würde.
Landkreis nimmt Bedenken ernst
„Die Sorge des Anglerverbandes ist nachvollziehbar“, so der Landkreis auf Nachfrage. Es sei von Seiten der Kreisverwaltung allerdings auch die Erfahrung gemacht worden, dass die Gewässer im Bereich von Intensivgrünländern stärker betroffen waren als zum Beispiel Gewässer im Bereich wiedervernässter Naturschutzflächen.
Das Fazit: Der Kreis stimmt Gerken zu, dass man die Datenlage durch beständiges Monitoring verbessern muss. „Durch die entsprechende Begleitung der Wiedervernässungs-Projekte kann aus Sicht des Landkreises Osterholz das von Herrn Gerken benannte Gefahrenpotenzial minimiert werden“, so die Kreisverwaltung.
Auch Landwirte besorgt
Gleichzeitig melden Landwirte Bedenken hinsichtlich der künftigen Qualität des Erntegutes. Um hier Antworten zu bekommen, hat sich ein Untersuchungsprojekt gegründet, dem die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) angehört: „Klima- und naturschutzorientierte Nassbewirtschaftung von Moorböden mit innovativer Aufwuchsverwertung im Landkreis Osterholz“, das Living Lab Teufelsmoor.
„Auf sehr nassem Grünland, wie es im Landkreis Osterholz im Naturschutzgebiet Hammeniederung bereits besteht, werden Futtergräser im Laufe der Zeit durch Arten wie Seggen, Binsen und Rohrglanzgras verdrängt“, berichtet LWK-Projektkoordinatorin Isabelle Vogel. „Die geerntete Biomasse ist dann kaum noch für die Fütterung von Tieren, insbesondere Rindern, geeignet.“
Stattdessen bieten sich andere Verwertungen an: So könne man aus dem Heu von Nasswiesen zum Beispiel Papier, Bauplatten oder Faserformteile wie Pappschalen herstellen. Allein, es fehlt an Abnehmern und Vermarktungswegen. Mit dem Living Lab Teufelsmoor will man auch diesen Faktor angehen.
Der Landkreis betont, dass die Wiedervernässung ein komplexer Prozess sei, der nicht „einfach so“ gelingen könne. „Die Wiedervernässung muss mit den Eigentümerinnen und Eigentümern, den Bewirtschaftenden und den Nutzenden Hand in Hand gehen, sonst wird sie nicht gelingen“, so der Kreis.