Hospiz Palliativ Pielage Sterben Tod Friedhelm Pielage ist der Geschäftsführer des Vereins Hospiz- und Palliativ Verband Bremen. Dieser ist unter anderem der Dachverband der stationären und ambulanten Hospize. Foto: Marcus Schmidt
Interview

„Einen guten Ort zum Sterben zu haben“

Von
Friedhelm Pielage über die Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen in Bremen

Weser Report: Herr Pielage, was ist ein Hospiz und eine Palliativstation heute?

Friedhelm Pielage: Wir haben die ambulanten und die stationären Hospize. Die ambulanten Hospize sind Einrichtungen, in denen es viele Ehrenamtliche gibt, die die Angehörigen und die Sterbenden zu Hause oder in den Pflegeeinrichtungen betreuen. Die stationären Hospize verfügen in der Regel über acht Betten. Dort gehen Menschen für die letzten Lebenstage oder Wochen hin, um einen guten Ort zum Sterben zu haben.

Bekommen alle so einen Platz, die ihn brauchen?

Was die stationäre Versorgung angeht, ist es so, dass wir in den vergangenen Jahren mehrere Hospize dazu bekamen. Trotzdem kann es vorkommen, dass jemand nicht von heute auf morgen einen Platz erhalten kann. In der Regel haben die Hospize Wartelisten. Wie viele Bewerber warten, ist nicht klar, weil sie sich an mehreren Standorten melden. Die Verantwortlichen schauen, wo es besonders dringend ist.

Wie hilft ein Hospiz oder eine Palliativstation Patienten und Angehörigen?

Die Palliativstation ist Teil eines Krankenhauses. Sie ist zum Beispiel dazu da, die Medikamente für die Schmerztherapie einzustellen und die weitergehende Versorgung zu regeln. Viele gehen von dort ins Hospiz, die eigene Häuslichkeit oder ins Pflegeheim. Im Hospiz steht die pflegerische Betreuung im Vordergrund. Hinzu kommt die palliative Versorgung durch Ärzte, die dafür sorgen, dass man keine Schmerzen hat. Die Hospizmitarbeiter versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, die es den Menschen leicht macht, die letzte Zeit zu verbringen.

Bezahlt das die Krankenkasse?

Bei Palliativstationen zahlt man den normalen Satz für Krankenhäuser. Für das Hospiz und die ambulante hospizliche Versorgung entstehen überhaupt keine Kosten.
Was muss sich verbessern?

Unser größtes Problem ist wahrscheinlich, ausreichend Fachkräfte zu bekommen. Es ist ziemlich schwierig, Pflegekräfte für Hospize zu gewinnen, weil die eine palliative Fortbildung haben müssen. In den ambulanten Hospizen haben wir Schwierigkeiten, Koordinationskräfte zu bekommen, weil diese bestimmte Vor­aussetzungen brauchen, um von den Krankenkassen gefördert zu werden.

Wo erhalten Patienten und Angehörige Hilfe?

In den Krankenhäusern gibt es Palliativteams und den Sozialdienst, die entsprechend beraten können. Aber auch die Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal können beraten, wenn sie oft mit sterbenden Menschen konfrontiert sind. Daneben gibt es die ambulanten Hospizdienste, von denen wir in Bremen eine ganze Menge haben. Manche rufen auch bei uns an, wenn sonst niemand erreichbar ist. Es sind oft Extremsituationen, wenn Angehörige bald entlassen werden sollen. Schwierig ist, dass wir in Bremen so gut wie keine Kurzzeitpflegeplätze mehr haben. Die sollen Menschen versorgen, die aus dem Krankenhaus kommen, bis das passende Umfeld geschaffen worden ist.

Zum wohl traurigsten Fall: Gibt es auch Hospize und Palliativstationen für Kinder?

Für Kinder und Jugendliche gibt es in Bremen zwei ambulante Hospizdienste. Und es gibt auch einen Palliativdienst. Es ist eine andere Arbeit als bei Erwachsenen. Kinder und Jugendliche haben manchmal von Geburt an Krankheiten, die die Lebenszeit begrenzen.

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