250 Kriminalitätsopfer suchten schon Hilfe beim „Weißen Ring“

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Radelnde Polizisten mit Dierk Schittkowski (l.)
vom „Weissen Ring“ Bremen. Foto: Bohlmann

Acht Tage sind sie unterwegs: Knapp 100 Polizisten radeln quer durch Deutschland, auch durch die Hansestadt. Ihre Kluft ist blau-weiß und trägt den Schriftzug des „Weissen Ring“. Sie wollen auf die Arbeit der Opferhilfeorganisation und das Schicksal von Kriminalitätsopfern aufmerksam machen.

Auf den Bremer Marktplatz rollten rund 50 Hamburger Polizisten in der blau-weißen Kluft des „Weissen Ring“ ein. Dierk Schittkowski, Vorsitzender des „Weissen Ring“ Bremen, und sein Team empfingen die Radsportler am Samstagnachmittag mit Getränken und warmen Worten. „Wir sind froh und dankbar, dass ihr so auf uns aufmerksam macht.“ Michel Jensen, Teamchef der Radfahrer, sagte: „Wir sind Sportler gegen Gewalt und unterstützen die Arbeit des „Weissen Ring“ sehr.“ Im Polizeialltag sei oft keine Zeit, das Opfer vernünftig zu betreuen.

In Bremen gute Kooperation mit der Polizei

„Wenn alle den Verbrecher jagen, wer kümmert sich dann um das Opfer?“ – so lautet das Motto des „Weissen Ring“, wie der Bremer Vorsitzende Dierk Schittkowski erklärt. „Wir stellen die Interessen und Psyche des Opfers in den Mittelpunkt und helfen so bei der Verarbeitung der Straftat.“ 250 Menschen, die Opfer eine Straftat geworden sind, hätten in diesem Jahr die Organisation in Bremen um Hilfe gebeten.

Michael Jensen (rechts) und sein Teamkollege
auf dem Bremer Marktplatz. Foto: Bohlmann

Das seien wohl längst nicht alle Menschen, die Hilfe eigentlich nötig hätten, sagte Schittkowski. „Die Opfer müssen sich bei uns melden. Wir dürfen nicht einfach die Strafakten durchgehen und die Opfer kontaktieren.“ Dass trotzdem so vielen Menschen geholfen werden konnte, führt Schittkowski auf eine Bremer Besonderheit zurück: „Die Kooperation mit der Polizei klappt sehr gut. Wenn die sehen, dass ein Opfer Unterstützung braucht, vermitteln sie zu uns.“

Traumatisierte Menschen haben Gesprächsbedarf

Drei Außenstellen des „Weissen Ring“ gibt es in Bremen. Dort kümmern sich ehrenamtliche Mitarbeiter um Menschen, die nach einer Straftat Hilfe brauchen. Die reicht von Gesprächen, über die Begleitung zum Gericht, Vermittlung eines Anwalts oder psychologischer Hilfe bis zu finanzieller Unterstützung. „Wenn zum Beispiel einer älteren Dame das Portemonnaie mit all ihrer Rente geklaut worden ist, helfen wir manchmal mit Bargeld aus“, sagt Berend Mattfeld, Leiter der Außenstelle Bremen Nord.

Anders als in Niedersachsen, wo es eine vom Justizministerium organisierte „Stiftung Opferhilfe“ gibt, kümmern sich in Bremen nur die ehrenamtlichen Helfer des „Weissen Ring“ um Menschen, die Opfer einer Straftat geworden sind. „Viele sind traumatisiert und haben Gesprächsbedarf oder brauchen psychologische Hilfe. Dabei wollen wir sie unterstützen“, sagt Schittkowski. Der „Weisse Ring“ leiste dabei vor allem Hilfe zur Selbsthilfe.

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