Mit grünem Tuch: Sie helfen in Bremer Krankenhäusern

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Christel Menzer (l.) leistet Gesellschaft beim Essen. Foto: sn

Ihr Erkennungszeichen sind grüne Einstecktücher im weißen Kittel. Sie arbeiten im Krankenhaus und sind trotzdem keine Ärzte und Schwestern. Sie sind ehrenamtliche Helfer, an die sich viele Patienten vertrauensvoll wenden. Jetzt suchen die grünen Damen und Herren aus dem Rotes Kreuz Krankenhaus Verstärkung.

Mit einem routinierten Handgriff schwingt Christel Menzer ihre Lederjacke auf den Kleiderbügel, während sie sich gleichzeitig den weißen Kittel, der vorhin noch dort hing, über ihre Schultern gleiten lässt. In der Brusttasche des Kittels steckt ein grünes Tuch. Damit grenzen sich die Ehrenamtlichen optisch vom medizinischen Personal des Krankenhauses ab.

Christel Menzers erster Blick fällt auf das kleine Notizbuch, das immer im Büro der grünen Damen und Herren im Westhaus der Klinik auf dem Schreibtisch liegt. Die Kollegen der vorherigen Schicht haben notiert, welche Aufgaben zu erledigen sind.

Grüne Damen und Herren gehen auch zu Patienten nach Hause

Ein Patient braucht heute nur eine Zeitung, aber ein anderer hat Gesprächsbedarf angemeldet. Dass sich Patienten besonders vertrauensvoll an die ehrenamtlichen Helfer wenden, kommt gar nicht so selten vor. Gerade am Tag zuvor, das zeigt das Logbuch, haben grüne Damen und Herren für einen Patienten Geld von der Sparkasse geholt. „Sowas machen wir immer zu zweit“, betont Christel Menzer.

Das gleiche gilt, wenn die Ehrenamtlichen in Wohnungen gehen, um dort zum Beispiel – natürlich auf deren Wunsch – Kleidung von den Patienten zu holen, die ungeplant im Krankenhaus gelandet sind und keine Angehörigen haben, die ihnen helfen können.

 Manchmal werden die grünen Damen und Herren dann sogar zu persönlichen Shopping-Assistenten. „Eine Frau brauchte mal dringend Unterhemden“, erinnert sich Christel Menzer, die damals prompt in die Bremer Innenstadt marschierte und tatsächlich auch noch ein besonderes Schnäppchen entdeckte. „Ich habe dann auf der Station angerufen und die Schwester hat die Patienten gefragt, ob ich die beiden Hemden zu dem Preis kaufen soll.“

„Auf Teufel komm raus zu trösten, ist grundverkehrt“

Oft bekommen die Ehrenamtlichen von den Stationsmitarbeitern einen Hinweis, welcher Patient einen Besuch gebrauchen könnte, manchmal gehen die Ehrenamtlichen in alle Zimmer. Im Laufe der Jahre hat Christel Menzer eine Antenne dafür entwickelt, bei welchem Patienten es sich lohnt, noch ein Weilchen sitzen zu bleiben, auch wenn er zuerst sagt, dass er keine Hilfe brauche. „Oft geht es dann plötzlich los und es sprudelt aus den Leuten heraus oder sie weinen sogar“, erzählt Christel Menzer. Wichtig sei es, die Traurigkeit auch zuzulassen. „Auf Teufel komm raus zu trösten, ist grundverkehrt.“

Das und mehr lernen die Ehrenamtlichen in Fortbildungen. Kürzlich ging es dabei zum Beispiel um die Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen sowie Patienten und deren Angehörigen.

Team sucht dringend Unterstützung

Jetzt sucht das Team dringend Unterstützung. Immerhin haben die grünen Herrschaften den Anspruch an sich selbst, an jedem Wochentag zwischen 9 und 12 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr im Krankenhaus unterwegs zu sein. Wieviel jeder einzelne arbeitet, kann er selbst entscheiden. Umsonst ist das Ehrenamt nicht, betont Christel Menzer. „Ich bin da für andere und ihre Nöte, bekomme aber immer ein Dankeschön und ein Lächeln zurück.“

 Wer sich für das Amt der grünen Damen und Herren interessiert, bekommt im Rotes Kreuz Krankenhaus unter der Nummer 559 92 05 Informationen, aber auch in anderen Krankenhäusern gibt es in der Regel „grüne Teams“.

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