„Pferderipper“ sind nicht gleich Gewaltverbrecher

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„Pferderipper“ sind nicht gleich Gewalttäter.
Foto: WR

Nachdem bekannt wurde, dass in Burglesum eine Stute tödlich verletzt worden ist, hat die Tierschutzorganisation Peta gewarnt, dass es sich bei „sadistischen Pferderippern“ oft um Menschen handelt, die später auch Gewalt- oder Sexualdelikte begehen. Der forensische Psychiater Friedrich Schwerdtfeger arbeitet mit psychisch kranken Straftätern. Er sagt: Der Schluss von Peta sei so nicht richtig.

Peta beruft sich in ihrem Schreiben auf die Taten des“Rhein-Ruhr-Rippers“, den Serienmörder Frank Gust. Er soll seine „perversen Fantasien“ zunächst an Pferden und Tieren ausgelebt haben, bevor er dieselben Gewalttaten später an Menschen verübt habe. „Insbesondere Taten, die von so genannten „Pferderippern“ begangen werden, gelten als Indikator für eine mögliche Vorstufe schwerer Sexual- oder Gewaltdelikte.“

Psychologe widerspricht Peta

Der am Klinikum Bremen Ost arbeitetende forensische Psychiater Friedrich Schwerdtfeger sagt: „Dieser Zusammenhang ist relativ weit hergeholt.“ Pferderipper habe es schon immer gegeben, in den 90ern hätten sie durch eine Medienwelle nur besondere Aufmerksamkeit erfahren. „Es gibt aber keine klare Tätertypologie. Vom 14-jährigen Mädchen, das seinen Frust am Pferd auslässt, bis zum 50-jährigen Alkoholiker reicht die Täterspanne“, sagt Schwerdtfeger. Dementsprechend könne der von Peta gezogene Schluss aus fachlicher Sicht nicht nachvollzogen werden. Selbst wenn Pferderipper die Sexualorgane der Tiere verletzten, sei der Grund in der Regel, dass diese besonders schmerzempfindlich seien. „Wir wissen nur, dass Serienmörder in ihrer Vorgeschichte mitunter auch Tierquälereien begangen haben“, sagt der Psychiater. Der Umkehrschluss, also dass alle „Pferderipper“ auch dem Menschen gegenüber Gewalttaten ausüben, könne aber keinesfalls gezogen werden.

Täter sind aggressiv oder psychotisch

„Wir wissen, dass Menschen die Gewalt an Pferden ausüben, im Alltag aggressiv gehemmt sind. Am Tier können sie all ihre Wut, Aggression und ihr Unterlegenheitsgefühl auslassen“, sagt Schwerdtfeger. Pferde seien auf der einen Seite große, starke, dominante Tiere. Auf der anderen Seite seien sie Menschen gegenüber zutraulich und leicht zugänglich. „Auf der Weide ist in der Regel kein anderer, das heißt, die Täter können anonym ihren Frust am Tier auslassen“, so Schwerdtfeger. In der Regel würden die Taten auch geplant. „Je nachdem wie groß die Verletzung ist erfordert das ja auch entsprechendes Gerät“, sagt Schwerdtfeger. Die Stute in Burglesum  ist so stark verletzt worden, dass sie daran gestorben ist. „Da muss schon viel Aggression dabei gewesen sei“, sagt der Psychiater. Das sei auch das einzige Muster, was der forensischen Psychiatrie über Pferderipper bekannt sei: „Entweder haben die Menschen eine Psychose oder ein hohes Aggressionspotential das sie im Alltag nicht ausleben.“

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