Pflegeheim in Kirchhuchting muss schließen

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Pflegeheim wird geschlossen. (Symbolfoto)

Die Seniorenresidenz Kirchhuchting soll wegen schwerwiegender pflegerischer und medizinischer Mängel wohl geschlossen werden. Darüber gibt es Diskussionen: Völlig überraschend erklärt der Betreiber, der Antrag auf Schließung sei zurückgezogen. Das Sozialressort widerspricht.

Es war in mehreren Fällen von „einer schwerwiegenden Gefahr für Leib und Leben der Bewohner auszugehen“ heißt es in dem Gutachten der Bremischen Wohn- und Betreuungsaufsicht (WBA), auf deren Grundlage am Freitag die Schließung des Heimes verfügt worden ist.

„Es ist deutlich geworden, dass trotz einer lang andauernden Beratung und mehrerer Anordnungen durch die Wohn- und Betreuungsaufsicht auch einfache und grundlegende Maßnahmen der Qualitätssicherung in der Pflege unterblieben sind“, sagte Martina Timmer, Leiterin der WBA.

„Anforderungen pflegebedürftiger Menschen nicht ernst genommen“

Schwerwiegende Mängel in den Bereichen der pflegerischen und medizinischen Versorgung werden dem Heim zur Last gelegt. Diese hätten sich zuletzt wiederholt bei zwei unangemeldeten Prüfungen durch die WBA und den Medizinischen Dienst der Krankenkassen gezeigt. Der Schließung seien bereits seit Januar Gespräche, Anordnungen und Prüfungen vorangeangen, die aber alle nicht zur Verbesserung der Qualität beigetragen hätten.

 „Der Träger hat insgesamt gesehen die Anforderungen an die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen nicht ernst genug genommen“, sagte Timmer. Das Bewusstsein für einen würdevollen Umgang sei völlig unzureichend entwickelt gewesen. Laut Radio Bremen hätten sich Angehörige etwa darüber beschwert, ihre pflegebedürftige Mutter wiederholt „in ihrem eigenen Urin und Kot“ aufgefunden zu haben.

Der Träger, die Mediko Gruppe, habe Widerspruch gegen diese Entscheidung eingelegt, teilte der Senat mit. Im Rahmen eines Eilantrages will der Betreiber vorläufigen Rechtsschutz beim Verwaltungsgericht erreichen. Ziel sei es, die Schließung bis zu einem gerichtlichen Urteil abzuwenden.

Pflegeheim: Antrag auf Schließung zurückgezogen

Überraschend teilte das Pflegeheim am Montagabend auf Nachfrage mit, dass die Bremische Heim- und Betreuungsaufsicht den Antrag auf sofortige Schließung bis zur Entscheidung des Gerichts zurückgezogen habe.

Dr. Bernd Schneider vom Sozialressort widersprach dieser Aussage jedoch.  Das Bremische Wohn- und Betreuungsgesetz regele ausdrücklich, dass eine solche Klage keine aufschiebende Wirkung für die Entscheidung habe. „Diese Meldung der Betreiber zeigt mir, wie verantwortungslos sie mit der Entscheidung umgehen“, so Schneider. Das Sozialressort habe seinen Antrag nicht zurück gezogen und auch die Aussage, die Seniorenresidenz würde noch weitere sechs Monate in Betrieb sein, stimme so nicht.

63 Bewohner brauchen ein neues Heim

Laut Sozialressort habe der Träger nun bis zum 26. November Zeit, alle 63 Bewohner in andere Einrichtungen zu verlegen.  Die WBA hat bereits bei anderen Trägern angefragt, wo freie Plätze zur Verfügung stehen. Die WBA stehe für die Beratung von Angehörigen und Bewohnern von Montag bis einschließlich Mittwoch (23. bis 25.11.2015) jeweils von 9 bis 20 Uhr in der Einrichtung, Kirchhuchtinger Landstraße 79/81, zur Verfügung. Sie informiere insbesondere über eine anderweitige Versorgung in einer anderen Einrichtung. Zudem berate die WBA Angehörige und Bewohner in der Zeit von 9 bis 17 Uhr am Telefon.

Lotta Drügemöller, Laura Bohlmann

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