Keine Kunst mit Papageien: Tiere aus Ausstellung geflogen

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Die Papageien sind aus Ausstellung geflogen.
Foto: Tobias Hübel

Lebende Papageien in einer Kunstausstellung? Das ging dem Papageienschutz-Centrum Bremen zu weit. Es beschwerte sich beim Tierschutzdienst – mit Erfolg.

Zwei lebende Amazonaspapageien waren der Hingucker in der Ausstellung „Ah, soul in a coma, act naive, attack“. Die in Rumänien geborene und in Prag llebende Anetta Mona chisa und Lucia Tkacova, die aus der Tschechoslowakei stammt und in Berlin lebt, beschäftigen sich in ihrer Ausstellung unter anderem mit der Frage, wie Kunst Widerstand formulieren kann.

„Freiheit der Kunst hat Grenzen“

Ihre Herangehensweise hat jedenfalls für Widerstand gesorgt, nämlich beim Papageienschutz-Centrum Bremen. Schon vor der Eröffnung hatte dessen Vorsitzender Hans-Hermann Braune das Museum aufgefordert, die beiden Papageien umgehend aus der Ausstellung zu entfernen. Seine Vorwürfe unter anderem: Der Raum sei zu hell, den Tieren fehle eine Rückzugsmöglichkeiten, sie könnten sich beim Fliegen an diversten Metallkonstruktionen verletzen, würden von Besuchern gestört, zu denen es keine Abtrennung gebe und der Trinknapf enthalte zu wenig und schwer erreichbares Wasser.

Als das Museum der Aufforderung Braunes nicht nachkam, schaltete das Papageienschutz-Centrum den Lebensmittel-, Tierschutz- und Veterinärdienst des Landes Bremen ein. „Die Freiheit der Kunst ist wesentlich für eine freie und offene Gesellschaft, aber sie hat dort ihre Grenze, wo sie Mensch und Tier zum Schaden gereicht“, heißt es in einer Pressemitteilung des Centrums.

Behörde war nicht informiert

Mit ihrer Beschwerde hatten die Tierschützer dann auch Erfolg. Die Papageien mussten dauerhaft aus der Ausstellung entfernt werden. Sie wurden nach Auskunft von GAK-Direktorin Janneke de Vries an ihren Besitzer zurückgegeben. „Ein missbrauch, wie das Papageienschutz-Centrum es in seiner Pressemitteilung ausführt, hat jedoch zu keiner Zeit vorgelegen“, betot sie.

Bereits im Mai habe sich die Gesellschaft beim Bremer Veterinäramt besätigen lassen, dass die Haltung von Papageien in einer Ausstellung grundsätzlich möglich ist und daraufhin einen Fachmann eingeschaltet, der für die Genehmigungen und artgerechte Haltung der Papageien verantwortlich war. „Leider ist es von diesem trotz anderslautender Zusicherung versäumt worden, die zuständige Behörde zu informieren“, so de Vries.

Nur noch Spielzeug erinnert an Tiere

 Mit dem Verinäramt habe die GAK nach der Anzeige durch das Papageienschutz-Centrum konstruktiv und einvernehmlich zusammengearbeitet. „Wir sind schließlich mit der Behörde und den Künstlerinnen überein gekommen, dass es unter Beibehaltung der ästhetischen Aspekte der Ausstellung nicht möglich war, die Papageien in der Ausstellung zu belassen“, sagt der Vries.

An die Tiere erinnern jetzt nur noch der große Stamm nebst Spielzeug, Futternäpfen sowie Papageienkot und Futterreste auf dem Boden. In der ursprünglichen Inszenierung sollten die Tiere eine Anspielung auf Aldous Huxleys Roman „Eiland“ sein. Dort fliegen gezähmte Vögel über die Insel, die beständig „attention“ und „hera and now“ ausrufen. Das soll die Menschen auf der utopischen Insel Pala daran erinnern, wie wichtig es ist, achtsam mit sich selbst, dem Gegenüber und der Welt umzugehen.
Sonja Niemann

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