Ohne Führerschein: Männer scheuen die Fahrschule

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Frauen fahren häufiger. Foto: WR

Während junge Männer in Bremen immer seltener den Führerschein machen, geben Frauen heute häufiger Gas. Die Gründe dafür schätzen Experten ganz unterschiedlich ein.

Besonders deutlich ist der Rückgang der Führerscheinbesitzer zwischen 25 und 45 Jahren. Die Zahl der Männer, die Auto fahren können, ist zwischen 2008 und 2013 in dieser Altersgruppe um fast fünf Prozentpunkte zurückgegangen. Das zeigt eine Untersuchung der TU Dresden im Auftrag des Bremer Verkehrssenators.

„Das ist eine Bestätigung der Verkehrspolitik in Bremen“, sagt Gunnar Polzin, Referatsleiter im Verkehrsressort. In der Hansestadt würden die Alternativen zum Auto ständig ausgebaut. Tatsächlich ist die Zahl der männlichen Bus- und Bahnfahrer im Untersuchungszeitraum ebenfalls um fast fünf Prozent angestiegen. Die Entwicklung sei allerdings keine Bremer Besonderheit, sondern eine bundesweite Tendenz, so Polzin. „Man braucht das Auto nicht mehr unbedingt“, sagt er.

ADAC: Kosten für Führerschein vielen zu hoch

Auch beim Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) beobachtet man diese Entwicklung. „Wir gehen aber davon aus, dass die Zahlen im Umland anders aussehen“, sagt Sprecher Nils Linge. Nur dort, wo der öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) besser ausgebaut ist, sei der Bedarf an einer Fahrerlaubnis deutlich kleiner.

„Um einen Führerschein zu besitzen, muss man heute außerdem richtig Geld in die Hand nehmen“, sagt Linge. Gleichzeitig hätten sich die Familienstrukturen verändert. Wo früher die Familie für den Fahrunterricht des Kindes zusammengelegt  habe, gebe es heute vielfach alleinerziehende Eltern, die sich die Ausbildung nicht leisten können.

„Wir glauben aber, dass die Lust am Auto immernoch da ist“, sagt Linge. „Die Zulassungszahlen sind nach wie vor steigend.“ Nach seinen Angaben wurden 2013 knapp 10.000 Wagen mehr zugelassen als noch fünf Jahre zuvor.

Fahrlehrer sehen fahrradfreundliche Politik als Mitursache

Michael Kreie, Vorsitzender des Bremer Landesfahrlehrerverbands, merkt in seinem Arbeitsalltag ebenfalls, dass sich die Fahrschüler verändert haben. „Früher wollte man mit 18 Jahren unbedingt den Führerschein haben, heute kommen viele, weil ihre Eltern sie davon überzeugen“, sagt er. Andere nähmen die Fahrschule erst nach der Berufsausbildung in Angriff.

Kreie bestätigt, dass der gut ausgebaute ÖPNV in Bremen vielfach den Führerscheinbesitz entbehrlich macht, betont aber auch die größerer Flexibilität von Führerscheinbesitzern bei der Jobwahl. Seiner Meinung nach hat die Entwicklung auch politische Gründe. „Wir haben eben einen grünen Verkehrssenator, der viel für Radfahrer tut.“

Junge Frauen fahren häufiger Auto

Während Männer führerscheinfauler werden, steigt hingegen die Zahl der autofahrenden jungen Frauen. Bei den 25- bis 45-Jährigen ist ihr Anteil um immerhin 2,7 Prozentpunkte gestiegen und hat sich damit bis 2013 nahezu auf das Niveau der autofahrenden Männer im gleichen Alter eingependelt.

Auch dafür hat Polzin eine Erklärung: „Gerade Frauen ab 30 brauchen eher das Auto, weil sie komplexere Wege zurücklegen.“ Auf dem Weg zum Job seien oft sie diejenigen, die Kinder noch zur Kita und Schule fahren.

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