Eltern von Schulschwänzern bekommen erst nach vielen Monaten einen Bußgeldbescheid Eltern von Schulschwänzern bekommen in Bremen erst nach Monaten einen Bußgeldbescheid. Foto: WR
Kritik an Behörde

Bußgeld für Schwänzer dauert in Bremen viele Monate

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Wenn Kinder die Schule schwänzen, droht Eltern im schlimmsten Fall ein Bußgeld. Bis der Bescheid aber da ist, dauert es in Bremen zurzeit mehrere Monate. Das sorgt für massive Kritik von allen Seiten.

Wenn eine Schule alle Versuche unternommen hat, um notorische Schulschwänzer wieder ins Klassenzimmer zu holen, bleibt als letztes Druckmittel ein Bußgeld. Zwischen Hilfeschrei der Schule und dem tatsächlichen Versenden des Bußgeldsbescheids gehen in Bremen aber schon einmal mehrere Monate ins Land.

Das bestätigt auch Frauke Schüdde-Schröter, Mitglied im Personalrat Schulen und Mitarbeiterin in einem Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentrum (Rebuz), das Schulen unter anderem beim Umgang mit Schwänzern hilft. Zwar könne man darüber streiten, ob ein Bußgeld wirklich gegen Schulschwänzen hilft. „Wenn ein Land aber diese Option schafft, dann muss es die auch konsequent angehen“, fordert sie. Die langen Bearbeitungszeiten in Bremen machten die Sanktion aber zu einem „stumpfen Schwert“.

Bildungsbehörde räumt lange Bearbeitungszeiten ein

„Wir können nicht ausschließen, dass der Vorgang tatsächlich drei Monate dauert“, heißt es im Bildungsressort. Die Person, die für die Bußgelder zuständig ist, sei langzeiterkrankt gewesen, in der vergangenen Woche habe das Ressort aber eine Langzeit-Vertretung organisiert, erklärt Sprecherin Annette Kemp.

Schüdde-Schröter spricht von vier Monaten Bearbeitungszeit, aus Schulen ist sogar von noch längeren Zeiträumen zu hören. „Das ist keine gute Reaktionsgeschwindigkeit“, findet auch Mustafa Güngör, bildungspolitischer Sprecher der SPD. Gleichzeitig sei er aber kein Freund von Zwangsgeldern und fordert stattdessen, „alle anderen Wege intensiv auszuschöpfen“.

Auch bei Beratungszentren fehlt das Personal

Das ist unter anderem Aufgabe der vier Rebuz-Standorte in Bremen. Die Mitarbeiter sollen Schulen dabei helfen, intensive Eltern- und Schülergespräche zu führen, sie organisieren im Einzelfall eine Schulbegleitung oder vermitteln in sogenannte Schulmeiderprojekte. Aber auch beim Rebuz fehlt das nötige Personal.

Bis 2017 sollte die Anzahl der Stellen eigentlich von 48 auf 68 erhöht werden. Passiert ist bisher nichts. „Da hierfür keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung standen, hätte die Aufstockung durch die Umwandlung von Lehrerstellen erbracht werden müssen“, sagt Kemp. Dann wäre aber die Unterrichtsversorgung nicht mehr abgesichert gewesen.

631 gemeldete Schulschwänzer im vergangenen Schuljahr

Die Linke hat deshalb bereits im vergangenen Jahr beantragt, dass zusätzliche Mittel für die Besetzung der Rebuz-Stellen zur Verfügung gestellt werden. Fraktionschefin Kristina Vogt hofft jetzt darauf, dass schnell über das Thema beraten wird. Denn auch sie setzt auf Unterstützung statt Bestrafung beim Thema Schwänzen: „Bußgelder sind der falsche Weg.“

631 Schwänzer haben die Bremer Schulen im vergangenen Schuljahr gemeldet. „Die Zahlen pendeln auf einem zu hohen Niveau“, kritisiert Thomas vom Bruch, bildungspolitischer Sprecher der CDU. Zwar lag die Zahl der Schwänzer im Jahr 2014/15 leicht unter den Vorjahreszahlen. Frauke Schüdde-Schröder sagt aber für das aktuelle Schuljahr, für das es noch keine offiziellen Zahlen gibt: „Die Zahlen sind nach wie vor sehr hoch.“ Vom Bruch will deshalb die Klassenlehrer stärken. „Die haben im Moment gar nicht die Zeit, angemessen auf Schüler und Eltern einzuwirken.“

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