Hämorrhoiden sind deutlich weniger salonfähig als eine schicke neue Verblendung am Schneidezahn oder der gute alte Beinbruch. Das weiß auch Dr. Wolfgang Dietz. Dennoch sind auch die Hämorrhoiden eines seiner Tätigkeitsfelder als Facharzt für Chirurgie, Spezielle Viszeralchirurgie und chirurgische Proktologie. Er unterstützt künftig das Ärzteteam der Chirurgischen Praxis im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Kreiskrankenhauses.
„Ich freue mich sehr, dass wir nun auch den Bereich der Proktologie anbieten können. Dazu mussten die Menschen bislang nach Bremen fahren“, so Krankenhausleiter Klaus Vagt.
Proktologie als eines der letzten Tabuthemen in der Medizin
Mittwochs und freitags von 14 bis 18.30 Uhr wird Dr. Wolfgang Dietz künftig Sprechzeiten anbieten. „Die Proktologie ist eines der letzten Tabuthemen in der Medizin“, betont er. Und erläutert zugleich, welch ein ausgeklügeltes System hinter dem Enddarm stecke. „Dass wir beispielsweise kontinent sind, passiert automatisch über das Rückenmark. Bewusst könnten wir das gar nicht dauerhaft über den Schließmuskel steuern. Wenn Sie drei Stunden in einer Parade stehen, kippen Sie auch um“, sagt der Mediziner.
Dass Menschen – zumeist im fortgeschrittenen Alter – mit Inkontinenz oder Hämorrhoiden zu tun hätten, sei auch häufig einfach dem Alterungsprozess geschuldet. Dr. Wolfgang Dietz möchte seinen Patienten dann die Angst oder die Scham nehmen.
Eine dunkelblaue Hose als wichtigstes Utensil
„Unser wichtigstes Utensil ist beispielsweise eine dunkelblaue Hose für 80 Cent. Darin ist ein Patient nie nackt, ich habe aber dennoch Zugriff auf den Anus über eine Öffnung an der Rückseite.“ Gerne spreche er mit seinen Patienten über Fußball, Autos oder Haustiere. „Und wenn sie nach der Behandlung fragen, wann es denn losgeht, haben wir alles richtig gemacht.“
Der Enddarm reiche rund 20 Zentimeter in den Körper hinein. Das ist das Gebiet, das Dr. Dietz als Proktologe bedient. Gleichzeitig sei er Verfechter einer kompletten regelmäßigen Darmkrebsvorsorge, handele es sich beim Darmkrebs doch mittlerweile um die häufigste Krebserkrankung.
Darmkrebs nur in Anfangsstadien heilbar
„In den ersten beiden Stadien ist er heilbar, danach kaum noch.“ Eine Darmkrebsvorsorge sei deshalb der beste Schutz. „Sie glauben gar nicht, wie glücklich Menschen sind, wenn man ihnen sagt, dass alles in Ordnung ist“, so Dietz.
Warum Darmkrebs so sehr an Brisanz gewinne, dafür gebe es laut des Mediziners vielfache Theorien. Er persönlich plädiere für eine bewusste Ernährung. „Wir sollten ganz eindeutig weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse essen – einfach die jetzigen Verhältnisse umkehren.“
Kreiskrankenhaus Osterholz profitiert von Dietz‘ Erfahrung
Dr. Wolfgang Dietz verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Chirurgie und speziell der Proktologie, die er in verschiedenen deutschen Kliniken gesammelt hat. Nach zwölfjähriger Tätigkeit an den Universitätskliniken Marburg und Ulm war er von 1991 bis 2011 Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Klinikums Delmenhorst.
Ebenfalls als chirurgischer Chefarzt und gleichzeitig als Ärztlicher Direktor war Dietz danach bis Ende März dieses Jahres in der Klinik Lilienthal tätig. „Ich bin froh, am Kreiskrankenhaus noch weiter praktizieren zu können. Von einer 70-Stunden-Woche auf Null wäre auch nicht gesund gewesen“, schmunzelt er.
Termine können unter Telefon 04791 / 80 33 72 vereinbart werden.