Wer dieser Tage am Ehlersdamm in Bremen-Osterholz vorbeigefahren ist, dürfte mehr als nur einen erstaunten Blick auf den Straßenrand geworfen haben. Der Blickfang: Rund 30 nebeneinander stehende Bäume, die mit großen schwarzen Kreuzen versehen worden sind.
Mit dieser makabren Dekoration drückt die benachbarte Siedlergemeischaft Kuhkamp ihren Protest gegen die geplante wie beschlossene Bebauung der Firma Müller und Bremermann zwischen St. Petri und der Einfahrt Am Großen Kuhkamp aus.
Im Zuge des Bebauungsplans sollen vorrangig Reihenhäuser entstehen, müssen aber auch 52 Eichenbäume gefällt werden. Ersatzweise sind 72 Neupflanzungen geplant, was die Gemüter der Siedlergemeinschaft jedoch nicht beruhigen kann.
Straßenkreuze für Bäume
„Die Bäume haben mehrheitlich ein Alter von mehr als 50 Jahren. Der Ersatz für diesen Frevel steht in keinem Verhältnis zu dem absehbaren Verlust“, sagt Lothar Dräger, erster Vorsitzender der Siedlergemeinschaft.
Um ihren Unmut über das bevorstehende „Baummassaker“ auszudrücken und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, haben die Mitglieder der Siedlergemeinschaft die Bäume mit schwarzen Kreuzen versehen.
Und nicht nur zufällig erinnern die zusammen gehämmerten, schwarz bemalten Bretter an die wohlbekannten Straßenkreuze, mit denen man eigentlich Opfern von Verkehrsunfällen gedenkt. Auch hier soll auf ein Sterben aufmerksam gemacht werden. Nur sind in diesem Fall glücklicherweise nicht Menschen die Opfer, sondern eine Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse.
Nachlässigtkeit der Politik
„Vielleicht gelingt es ja damit, die Leute noch zum einlenken zu bringen und das Ganze zum Besseren zu wenden, sowohl für die künftigen wie auch jetzigen Bewohner.“ Und weiter: „Mein Ziel ist es, dieses Baummassaker zu verhindern und die Nachlässigkeit der Politik bewusst zu machen.“ Genannte Nachlässigkeit beziehe sich jedoch nicht nur auf die Baumfällaktion.
Bei diesem Bauvorhaben handele es sich allgemein um eine schlechte Stadtplanung. Problematisch sei vor allen die Dichte der Bebauung. Hier würden sich zwangsläufig Schwierigkeiten für Erschließung und Verkehrssicherheit ergeben, ist sich die Siedlergemeinschaft sicher.
Bedenken nicht berücksichtigt
„Diese Argumente sind unbegründet. Das wurde alles im Vorfeld hinreichend überprüft und abgesegnet“, sagt Gerhard Bremermann, Geschäftsführer von Müller und Bremermann.
Aber auch in Bezug auf die hinreichende Überprüfung fühle sich die Siedlergemeinschaft übergangen. „Leider wurden die vielseitigen Bedenken der Bevölkerung im Rahmen der öffentlichen Befassung durch den Beirat beim Ortsamt Osterholz in keiner Weise berücksichtigt“, ärgert sich Dräger. Er betont: „Im Gegenteil, der Beirat hat in einem, aus hiesiger Sicht, fragwürdigen Verfahren durch seinen Bauausschuss seine uneingeschränkte Zustimmung zum vorgelegten Entwurf erteilt.“
„Dieser Fliegenschiss auf der Landkarte ist wichtig“
Dem widerspricht Klaus Sporleder, Sprecher im Ausschuss für Bau, Verkehr, Umwelt und Stadtteilentwicklung: „Das wurde alles groß im Beirat und im Ausschuss besprochen. Es ist alles seinen rechtlichen Weg gegangen und wurde einstimmig von allen Fraktionen beschlossen.“
Dräger will sich auf jeden Fall weiter für die Belange der Siedlergemeinschaft stark machen: „Ich fühle mich dem Stadtteil verbunden und mir ist dieser kleine Fliegenschiss auf der Landkarte nun einmal ungemein wichtig.“
Keine Bebauung am Ehlersdamm.
Anstatt die 52 wunderschönen alten Bäume fällen, sollte man den Bremer Senat und die Lakaien fällen. Endgültig und nachhaltig.