Mit dem Klassenzimmer wollen Dr. Katja Pourshirazi und Malte Prieser den Kindern einen Platz im Overbeck-Museum für sich geben. Dort können sie, zwischen Kunstwerken und Ausstellungsstücken, kreativ und auch mal laut sein.
„Das ist eine Entwicklung, die ich vor zehn Jahren nie für möglich gehalten hätte“, sagt Malte Prieser, Leiter des Kulturbüros Bremen-Nord. Gemeint ist der Zulauf, den das Overbeck-Museum, insbesondere unter Schülern, hat. Dieser mache einfach Lust auf mehr. Ein „Mehr“ wird ab April geben: In der zweiten Etage des Alten Speichers wird ein Klassenraum für Schüler entstehen. „Der Umbau findet während des Ausstellungswechsels statt, die Pläne liegen bereits vor“, so Prieser weiter.
Auf Entdeckungsreise im Overbeck-Museum
Auf die Idee gekommen waren Prieser und Dr. Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums, weil die Nachfrage insbesondere von Grundschulen in den vergangenen Monaten soweit angestiegen war, dass sogar eine Overbeck-Klasse entstand. Der Raum soll allen Klassen zur Verfügung stehen: „Gerade Grundschulklassen brauchen einen festen Ort. Hier können sie ankommen, gemeinsam frühstücken, ihre Sachen ausbreiten und vor allem kreativ sein“, erklärt Pourshirazi.
Zwar seinen in der Vergangenheit schon viele Schulklassen auch tageweise im Museum zu Besuch gewesen, allerdings war es nicht möglich, die Kinder mit feuchten Farben malen zu lassen. Der neue Raum biete diese Möglichkeit. „Die Kinder blühen hier auf, es ist eben kein Schulraum. Sie gehen im Museum auf Entdeckungsreise. Wir sprechen dann auf Augenhöhe über die Kunst, die sie hier sehen“, erklärt Pourshirazi.
Niedrige Hürden für Lehrkräfte und Erzieher
Genutzt werden sollen zudem Lupen, Taschenlampen und ein Bollerwagen, „um im Museum mit dem Material mobil zu sein“, so die Museums-Leiterin. Ihr Angebot richtet sich aber nicht nur an Schüler, sondern auch an die Lehrkräfte: Die Unterrichtseinheiten, wie etwa zum Thema „Moor“ oder „Winter“ bereitet Pourshirazi vor.
Die Lehrkräfte und Erzieher können bereits vorab oder in weiteren Schulstunden die Themen aufgreifen. „Man muss sich lediglich mit seiner Klasse anmelden, die Hürde ist bewusst sehr niedrig gesetzt“, sagt Pourshirazi.
Kein Verlust an Ausstellungsfläche
Für das Museum bedeutet die Einrichtung des Raumes jedoch keinen Verlust an Ausstellungsfläche. Im zweiten Obergeschoss wird eine Trockenbauwand eingezogen, sodass diese wiederum für die Werke genutzt werden kann. „Es ist im Gegenteil ein Gewinn für die Kinder“, so Prieser.
Der Raum ist zudem mittels Fahrstuhl barrierefrei zu erreichen, damit auch mobilitätseingeschränkte Kinder ihn nutzen können. Die Finanzierung ist im Haushalt des Kulturbüros eingeplant, es handelt sich um einen niedrigen vierstelligen Betrag.
Das Mobiliar können Prieser und Pourshirazi aus dem eigenen Bestand nehmen. „Es ist eine Investition in die Zukunft, die sich rentieren wird“, ist sich Prieser sicher.