Beim Männerfrühstück in der Begegnungsstätte Helga-Jansen-Haus in Huchting war im April sind 30 Männer und Dr. Joachim Schuster, Abgeordneter des Europa-Parlaments dabei. Er spricht über ein mögliches Zusammenbrechen der EU. Frühstück, Politik und Gesellschaft gehen beim Männerfrühstück in Huchting eine Liaison ein.
Männerfrühstück

EU-Politik zu Mettbrötchen und ganz viel Kaffee

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Der Europa-Abgeordnete Dr. Joachim Schuster (SPD) prognostiziert den Zusammenbruch der EU. Nicht bei Anne Will oder im Europäischen Parlament, sondern vor gut informierten Gästen beim Männerfrühstück in Huchting.

Verschiedene Käsesorten liegen neben diversen Marmeladen, Aufstriche und Wurstaufschnitte füllen den Tisch, und der Lachs kämpft mit dem Mett um die Aufmerksamkeit der Besucher – kurz: das schönste Frühstück steht bereit. Schwere Kost serviert dazu Dr. Joachim Schuster, SPD-Abgeordneter des Europa-Parlaments.

Die knapp dreißig Herren, die an diesem Freitagmorgen zum Männerfrühstück ins Helga-Jansen-Haus gekommen sind, lassen es sich durchaus schmecken – aber nur auf eine gemütliche Plauderrunde unter Geschlechtsgenossen sind sie nicht eingestellt. Hier geht es um Politik, um Weltwirtschaft, Neoliberalismus und Nationalismus, die ganz großen Themen.

Schuster: Vielleicht bricht die EU noch 2016 zusammen

Dr. Joachim Schuster (SPD) ist Abgeordneter im Europa-Parlament.

Dr. Joachim Schuster Foto: pv

Der Europa-Abgeordnete Dr. Joachim Schuster (SPD) ist nicht zum Brötchenmümmeln vorbeigekommen. Er spannt einen Bogen von den Institutionen der EU über Neoliberalismus in der Wirtschaftspolitik bis hin zur Flüchtlingsfrage.

Große Worte scheut er dabei nicht: „Es könnte sein, dass die Europäische Union noch dieses Jahr zusammenbricht“, erklärt der Abgeordnete.

Ein Ausstieg Großbritanniens könne dazu führen, dass auch andere Staaten sich abwenden; die Jugendarbeitslosigkeit führe bei vielen zu nationalistischerem Denken; und Kontrollen an den Grenzen gegen die Terrorgefahr könnten, so Schuster, der Anfang vom Ende des Binnenraums sein.

Gut informierte Huchtinger haken kritisch nach

Sein Publikum verliert er dabei nicht – die Huchtinger fordern im Gegenteil immer mehr Details ein. „Was ist mit TTIP?“ haken sie nach und fordern so einen Exkurs in die Welt der großen Handelsströme heraus.

Schuster wird schnell von den Besuchern geduzt.Im Laufe des Frühstücks wird aus dem Vortrag immer stärker ein Gespräch mit Einwürfen und Gegenfragen.

„Normalerweise ist Brüssel bei Diskussionen weit weg“, gibt einer der Männer zu bedenken, um die EU-Verdrossenheit einiger Bürger zu erklären. „Dass heute mein leibhaftiger Abgeordneter hier sitzt, ist ja eher die Ausnahme.“

Männer brauchen einen Grund zum Treffen

Bis zu 50 Gäste kommen zum Männerfrühstück.

Bis zu 50 Gäste kommen zum Männerfrühstück.

Hubert Resch vom Helga-Jansen-Haus hat sich das Konzept des Frühstücks überlegt, um überhaupt Männer in die Begegnungsstätte zu bekommen. „Frauen sind einfach geselliger“, meint er, „Männer versauern da im Alter eher zu Hause.“ Um sie herauszulocken brauche es Programm.

„Es reicht dabei nicht, den Männern nur leckere Sachen vorzusetzen“, so Resch, „dafür kommen die gar nicht aus dem Haus.“ So wird in jeder Sitzung ein besonderer Gast eingeladen, der als Experte aus seiner Praxis berichtet.

Peter Gagelmann und Klaus-Dieter Fischer als Gäste

Resch versucht dabei, Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zum Frühstück zu locken.  Schiedsrichter Peter Gagelmann war schon dabei, der Integrationsexperte Dr. Stefan Luft, der neue Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann oder Werders Ex-Präsident Klaus-Dieter Fischer.

Auch die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe hat in der Begegnungsstätte beim Männerfrühstück bereits über ihre Arbeit erzählt. „Sie wollten wir besonders gerne dabei haben – wir sind ja kein chauvinistischer Männerverein“, betont Resch.

„Das Männerfrühstück ist kein Kaffeeklatsch“, lobt Besucher Edgar John. „Hier kommen wir zusammen, um zu diskutieren. Danach muss es keine Lösung geben – aber jeder Einzelne nimmt für sich Gedanken mit“, meint er.

 Denkanstöße beim Männerfrühstück

Denkanstöße gab es auch an diesem Freitagmorgen viele. „Nicht immer haben wir Deutsche recht – manchmal hilft da der Blick von außerhalb“, gibt Schuster den Besuchern mit auf den Weg.

„Wir beschweren uns, dass die anderen keine Flüchtlinge aufnehmen – aber als Italien und Griechenland in der gleichen Lage waren, haben wir uns schön herausgehalten.“

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