„Die Welle, die da im zweiten Halbjahr 2015 auf uns hereinbrach, hat alles gesprengt, was wir uns bis dahin vorgestellt hatten“, sagt Detlef Schütte. Er ist Referatsleiter beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und war heute zu Gast im Osterholzer Kreishaus. Seine Mitarbeiter wüssten momentan angesichts der enormen Arbeitsbelastung kaum, wo ihnen der Kopf stehe.
„Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen“, sagt Schütte. Deshalb habe das BAMF im März damit begonnen, Außenteams auf Tour durchs Land zu schicken. Sie sollen Flüchtlingen unnötige Wege zu den Außenstellen des BAMF ersparen und dadurch auch die Kommunen entlasten, die diese Reisen letztlich mitorganiseren müssten.
Mit der Erfassung beginnt das Asylverfahren
Regelmäßig kommen deshalb Außenteams ins Osterholzer Kreishaus, um Personalien und Fingerabdrücke von Flüchtlingen aufzunehmen. Die werden vorab postalisch zu den entsprechenden Terminen eingeladen. Erst mit der Erfassung der Daten könne ein Asylverfahren eingeleitet werden, erklärt Detlef Schütte.
Diese Registrierung dauere pro Fall in der Regel zwischen zehn und 20 Minuten. Danach würden die Daten ausgewertet, beispielsweise danach, ob ein Flüchtling bereits in einem anderen Land registriert worden ist.
Später kommt es zu einer Anhörung, zu der der Asylbewerber dann jedoch nach wie vor in die zuständige BAMF-Außenstelle reisen muss – etwa nach Oldenburg. „Dadurch, dass die Erfassung der Personalien in Osterholz-Scharmbeck erfolgen kann, ersparen wir den Menschen zumindest eine Fahrt nach Oldenburg“, sagt der zukünftige Kreisdezernent Dominik Vinbruck.
Nicht alle Flüchtlinge wollen zeitnahes Asylverfahren
Das Interesse, zum Termin im Kreishaus zu erscheinen, sei laut Detlef Schütte vom BAMF in aller Regel groß. „Zu 90 Prozent kommen die Leute.“ Besonders Menschen aus Syrien, dem Irak oder Eritrea, die gute Aussichten auf ein Bleiberecht hätten, kämen zügig vorbei, während Serben oder Albaner – mit wenig Aussicht auf Bleiberecht – den Termin auch schon einmal „vergäßen“. „Die haben wenig Interesse daran, das Verfahren zu beschleunigen, sondern wollen einfach möglichst lange hier im Land bleiben“, so Schütte.
Rund 80 Erfassungen könne man derzeit pro Woche im Kreishaus vornehmen, schätzt Dominik Vinbruck. Da die Gemeinden ihre Pflichten bei der Aufnahme von Flüchtlingen laut Erster Kreisrätin Heike Schumacher bereits übererfüllt hätten, sei bis mindestens Jahresmitte nicht mit weiteren Neuankömmlingen zu rechnen.
So wolle man mithilfe der BAMF-Außenteams die „Altlasten“ bis Ende Juni abgearbeitet haben. Danach seien die Teams nicht mehr nötig.