Der Koran, Foto: Cezary Piwowarski Weil sie sich über die Auslegung des Koran gestritten haben, wollten mehrere Salafisten in Bremen einen anderen töten. Foto: Cezary Piwowarski
Bremen

Salafisten-Razzia: Ideologisch motivierte Gewalt

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Die Staatsanwaltschaft hat jetzt Hintergründe zu der Salafisten-Razzia am Morgen bekannt gegeben: Mehrere Beschuldigte sollen geplant haben, andere Salafisten zu töten, weil sie den Koran anders ausgelegt haben.

Zusammen mit Spezialkräften aus den Bundesländern Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig Holstein durchsucht die Bremer Polizei Geschäfte und Wohnungen in den Stadtteilen Gröpelingen, Lesum, Walle und Woltmershausen.

Staatsanwaltschaft gibt Details preis

Die Staatsanwaltschaft Bremen führt ein Ermittlungsverfahren gegen neun Beschuldigte, die dem salafistischen Umfeld zugeordnet werden.  Die Männer sollen in verschiedenen Konstellationen zwei gefährliche Körperverletzungen begangen und sich verabredet haben, um zwei Menschen zu töten.

Am Samstag, 23. April hatte ein Anrufer einen anonymen Hinweis bei der Polizei abgegeben haben, der die Beamten vor der Verabredung zum Töten gewarnt hat. Die Beschuldigten wollten ihre Opfer, die den Ermittlungsbehörden noch nicht bekannt sind, umbringen, weil sie einen ideologischen Streit über die Auslegung des Korans geführt haben sollen, erklärte der Anrufer.

Ebenfalls am Samstag erreichte die Polizei eine E-Mail mit den gleichen Hinweisen, auch sie war nicht anonymisiert. Wegen dieser Hinweise hat die Polizei Bremen erste Ermittlungen geführt, einen Zeugen ermittelt und vernommen. Auf dessen Handy konnten die Beamten Nachrichten sicher, die die Verdachtslage bestätigten.

Zwei Körperverletzungen in Gröpelingen

Nach diesen ersten Ermittlungen besteht laut Staatsanwaltschaft jetzt ein Anfangsverdacht der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung in zwei Fällen, die am 21.04.2016 und 22.04.2016 begangen worden sein sollen. Im ersten Fall soll ein Geschädigter zunächst aus seiner Wohnung in Gröpelingen gelockt, anschließend angegriffen und mit einem Messer am Bein verletzt worden sein. Im zweiten Fall soll ein Geschädigter in der Nähe des Einkaufszentrums Lindenhof-Center in Gröpelingen angegriffen und am Kopf verletzt worden sein.

Ferner besteht der Verdacht gegen die Beschuldigten, sich spätestens am 23.04.2016 dazu bereit erklärt zu haben, ein Verbrechen zu begehen, und zwar einen möglichen Totschlag. Dabei sollen die Beschuldigten sich darauf verständigt haben, zwei Personen zu töten, die sowohl den Koran als auch das Leben im Islam anders auslegen sollen als die Beschuldigten.

Waffen, Handys und Laptops beschlagnahmt

Das Amtsgericht Bremen hat deswegen insgesamt 10 Durchsuchungsbeschlüsse erlassen, die in den frühen Morgenstunden am Dienstag von der Polizei Bremen vollstreckt wurden. Insgesamt waren über 200 Polizeibeamte im Einsatz.

Die Durchsuchungen sind abgeschlossen. Beschlagnahmt wurden Einhandmesser, Elektroschocker, Schreckschusswaffen, ein Beil, Mobiltelefone und Laptops. Die Beschuldigten wurden erkennungsdienstlich behandelt. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.

Nach Radio Bremen Informationen läuft wohl in der Bremer Salafisten Szene seit Wochen ein interner Machtkampf.  Ein Beispiel dafür soll der Brand des Gebäudes des ehemaligen salafistischen Kultur- und Familienvereins in Bremen Gröpelingen sein. Dabei war das Gebäude weitgehend zerstört worden. Die Hintergründe sind noch unklar. Einen technischen Defekt haben die Ermittler aber ausschließen können. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hatte den Familien- und Kulturverein im Dezember 2014 verboten.

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