So schaute es aus, das stolze Domizil von Christian: Die durch Wassergräben geschützte Burganlage. Von dem Schloss zeugen heute nur noch Steinreste auf der Burginsel sowie Exponate im Stadtmuseum. Bildvorlage: Stadtarchiv Delmenhorst So schaute es aus, das stolze Domizil von Christian: Die durch Wassergräben geschützte Burganlage. Von dem Schloss zeugen heute nur noch Steinreste auf der Burginsel sowie Exponate im Stadtmuseum. Bildvorlage: Stadtarchiv Delmenhorst
Zeitreise

Folge 4 der Zeiteise: Untergang des Grafenhauses

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Der Delme Report versorgt an historischen Themen interessierte Leser und Leserinnen mit spannenden Informationen: Die Zeitmaschine rotiert und stoppt ihre Reise in die Vergangenheit nach wenigen Sekunden im Jahr 1647.

Eine Vielzahl von Fürsten und adligen Herren ist mit Gefolge angereist, um der Beisetzung Christians IX. am 6. Juli beizuwohnen. Auch viele Bewohner der Stadt und der umliegenden Landgemeinden sind gekommen, um dem Grafen die letzte Ehre zu erweisen, aber auch aus Neugier, um die prunkvolle Zeremonie mitzuerleben.

Vom Burghof aus setzt sich der Trauerzug in Bewegung, allen voran die gräflichen Pferde. 16 adelige Herren tragen den schweren Sarg. Ihnen folgt eine lange Prozession von Abgesandten der fürstlichen Höfe.

Graf Christian IX. wurde am 26. September 1612 geboren. Sieben Jahre später stirbt sein Vater Anton II

Die Stadtkirche ist bis auf den letzten Platz besetzt. Superintendent Martin Strackerjan hält die Trauerrede. Er verweist auf den frühen plötzlichen Tod des Grafen und ruft tief berührt: „Wer hierüber nicht weinet, muss ein steinern und diamanten Herz haben.“ Nach der Aussegnung dann wird der Sarg in der gräflichen Gruft beigesetzt.

Dieser 1671 veröffentlichte Kupferstich zeigt Graf Christian IX. Bildvorlage: Stadtarchiv Delmenhorst

Dieser 1671 veröffentlichte Kupferstich zeigt Graf Christian IX. Bildvorlage: Stadtarchiv Delmenhorst

Christian wurde am 26. September 1612 geboren. Beim Tod seines Vaters, Graf Antons II., war er erst sieben Jahre alt. Da sein älterer Bruder Anton Heinrich, der schon 1622 während einer Bildungsreise nach Italien starb, ebenfalls noch unmündig war, führte seine Mutter Sybilla Elisabeth zunächst die Regierungsgeschäfte. Nach ihrem Ableben übernahm der 18-jährige Christian die Herrschaft über seine Lande. Seine Regierungsjahre wurden von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges überschattet, der eine Abfolge kämpferischer Auseinandersetzungen verschiedener Protagonisten war.

Die Regierungsjahre von Graf Christian IX. sind überschattet vom Dreißigjährigen Krieg

Christian war um Neutralität bemüht, konnte es aber nicht verhindern, dass immer wieder schwedische und andere Söldnerheere des protestantischen Lagers ebenso wie kaiserliche Truppen durch das Delmenhorster Territorium zogen und Einquartierungen mit sich brachten. Die Milderung der dadurch entstandenen Not seiner Untertanen und die standesgemäße Absicherung und Versorgung seiner neun Schwestern erforderten von Christian viel finanzielles Geschick.

Der chronische Geldmangel erlaubte es dem jungen Grafen allerdings nicht, wie sein Vater als Kunstmäzen in Erscheinung zu treten. Immerhin gab er 1639 bei dem Maler Wilhelm de Saint-Simon sechs Gemälde in Auftrag, die die Sage vom Löwenkampf des Grafen Friedrich inhaltlich umreißen und die heute im Schloss Heidecksburg im thüringischen Rudolstadt besichtigt werden können.

Der 35-jährige Christian starb am 23. Mai 1647 an den Folgen der Verletzungen, die er sich bei einem Reitunfall zugezogen hatte. Mit ihm erlosch die jüngere Linie des Delmenhorster Grafenhauses.

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