„Die Straßenverkehrsordnung sieht für Rennradfahrer keine Ausnahmen vor“, sagt Marion Lösking, Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Fahrrad-Clubs in Delmenhorst (ADFC). Heißt: Ist ein Radweg durch die blauen Schilder (Radfahrer, gemeinsamer Fuß- und Radweg oder getrennter Fuß- und Radweg) gekennzeichnet, muss dieser auch genutzt werden.
Zudem dürfen Radfahrer erst ab einer Gruppengröße von mindestens 16 Personen im Verbund fahren. „Dann dürfen Radfahrer zu zweit nebeneinander auf der Straße fahren, auch wenn es Radwege gibt“, sagt Lösking.
Joachim Brinkmann ist der erste Vorsitzende des Radsportvereins Urania in Delmenhorst. Er und seine Sportlerkollegen wissen um die Nutzungspflicht der ausgewiesenen Radwege, aber: „Das ist nicht immer so umsetzbar. Wir betreiben das als Sport und sind in der Gruppe auf die Straßen angewiesen.“
Viele unterschätzen die Geschwindigkeit der Radler
Würden sie immer auf den Radwegen fahren, führte dies zu vielen Gefahrensituationen: „Viele unterschätzen die Geschwindigkeit. Wenn wir mit 30 Stundenkilometern auf dem Radweg fahren und klingeln, können die Leute gar nicht so schnell ausweichen“, sagt Brinkmann.
Auch Autos, die aus ihren privaten Ausfahrten kommen, stellen eine Gefahr dar: „Ein paar Sportler aus dem Verein sind schon verletzt worden, weil einige Autofahrer nicht nach links und rechts gucken, bevor sie auf die Straße fahren und nicht mit den schnellen Radlern auf Radwegen rechnen“, so Brinkmann.
Auch der Zustand der Radwege ist entscheidend. Laut Straßenverkehrsordnung müssen diese nicht genutzt werden, wenn sie objektiv unbenutzbar sind, zum Beispiel wenn der Bereich vereist ist oder mit Pflanzen überwuchert.
Viele Wege für Rennradfahrer ungeeignet
Brinkmann beklagt den Zustand einiger Radwege: „Oft liegen dort Unrat und Glasscherben und es ist nicht möglich mit den Rennradreifen mit 8,5 bar Druck zu fahren.“ Ist er als Einzelfahrer unterwegs versucht er dennoch immer Radwege zu nutzen: „Fährt man alleine ist es dort sicherer.“
Die Rennradfahrer bei Urania versuchen für ihre Touren immer Nebenwege zu finden und Bundesstraßen zu vermeiden. „Wir wollen den Verkehr ja gar nicht haben und die Abgase einatmen“, sagt Brinkmann.
Eigentlich gutes Miteinander im Straßenverkehr
Die Sportler kennen ihre Strecken und wissen, wann mit mehr Verkehr zu rechnen ist. „Dann bilden wir bewusst Zweierreihen und stellen ein Hindernis dar, damit die motorisierten Fahrer wissen, dass sie wie bei einem anderen Auto, das sie überholen wollen, vorsichtig sein müssen“, so Brinkmann. Merkt die Gruppe, dass es Schwierigkeiten beim Übersetzen gibt, fahren sie in einer Reihe und bieten mehr Platz.
In der Regel, meint Brinkmann, gebe es im Straßenverkehr ein gutes Miteinander. Auch die Polizei berichtet nur von wenigen Problemen zwischen Auto- und Rennradfahrern. „Es gibt mal Beschwerden, aber nur ganz vereinzelt Anzeigen“, sagt Melissa Oltmanns, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch. Sie plädiert für gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr.