Seminare und Ratgeberveranstaltungen – dafür sind die Verbraucherzentralen bundesweit bekannt. „Und es gibt auch nach wie vor eine große Zielgruppe, die nicht internetaffin ist“, stellt Annabel Oelmann klar. Für sie soll es weiterhin den bewährten Service der Verbraucherschützer geben.
Aber es gibt auch die anderen: Die, die sich nach Feierabend nicht mehr aufraffen wollen, noch einen Kurs zu besuchen. „Da will ich auf der Couch sitzen und habe die Schlabberhose vielleicht schon an“, sagt Oelmann.
Verbraucherzentrale will Webinare anbieten
Auch sie will die 38-Jährige mit den Services der Verbraucherzentrale Bremen erreichen. Webinare – das ist das Instrument, das der neuen Verbraucherzentralen-Leiterin vorschwebt.
Kurse online stattfinden zu lassen, sei technisch gar nicht so schwer. Entsprechende Plattformen gebe es im Internet bereits. „Es ist jetzt wichtig, dass einer anfängt.“ Bremen könnte eine Vorreiterrolle in dieser Sparte übernehmen.
Einer erklärt, einer bedient den Chat
Viel mehr als ein Headset, eine Kamera und einen Aufsteller im Hintergrund, der den Teilnehmer erkennen lässt, dass es die Verbrauchzentrale Bremen ist, die diese Inhalte präsentiert, brauche es nicht. „Im besten Fall sind zwei Mitarbeiter im Einsatz: Einer, der vormacht oder erklärt, und einer, der den Chat bedient“, erklärt Oelmann.
Denn im Optimalfall sollen die Kurse live stattfinden. Kein Wunder: Die 38-jährige selbst ist fernseherfahren. Als „Finanzcoach“ informierte sie Zuschauer der WDR-Sendung „Servicezeit“ und auch mit Schuldenhelfer Peter Zwegat hat sie schon für seine RTL-Sendung zusammengearbeitet.
„Sprache der Zielgruppe finden“
„Die Kunst für uns ist, die Sprache der Zielgruppe zu finden“, betont Oelmann. Sie muss es wissen. Das gilt nicht zuletzt für die Themen, für die sie selbst Expertin ist. Nach einer Banklehre studierte sie Wirtschaftsjura und machte ihren Doktor in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Oelmann will die Bremer Verbraucher nicht nur beraten, sondern auch für sie kämpfen. Denn: Wenn zum Beispiel Banken unerlaubte Klauseln verwenden, können sie von der Verbraucherzentrale abgemahnt werden.
Oelmann ist für ungewöhnliche Lösungen zu haben
Die neue Verbraucherzentralen-Chefin setzt dabei aber immer auf klärende Gespräche. „Ich halte viel davon, dass man auch die andere Seite kennt“, betont sie.
Dass sie dabei auch für ungewöhnliche Lösungen zu haben ist, hat sie 2009 während ihrer Tätigkeit für die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bewiesen. Damals hat sie mitverhandelt an einer Vereinbarung, mit der Geschädigte der Lehman Brothers von der Citibank im Rahmen eines Vergleichs entschädigt wurden – nicht ganz unumstritten.
„Anders denken, andere Wege gehen“
Einigen wäre der Weg vors Gericht mit anschließendem Urteil lieber gewesen, als sich ausgerechnet mit der Citibank zu einigen. „Anders denken, andere Wege gehen, ohne die eigene Unabhängigkeit aufzugeben“ – das will die neue Verbraucherzentralen-Chefin auch in Bremen.