Pastor Volker Keller, Foto: WR Der für den Dialog zwischen den Religionen zuständige Pastor Volker Keller ist nach Anti-Semitismus-Vorwürfen zurück getreten. Foto: WR
Vertrauen ist weg

Nach Antisemitismus-Vorwurf: Pastor tritt zurück

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Ironie mit Folgen: Der für den Dialog zwischen den Religionen zuständige Pastor Volker Keller ist zurückgetreten. Er hatte sich in einer Mail gegenüber einem Journalisten als Antisemit bezeichnet, angeblich aus Spaß.

Pastor Volker Keller, Beauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche für den Dialog mit Islam, Buddhismus, Hinduismus, Bahai und Aleviten hat heute seinen Rücktritt von diesem Amt bekannt gegeben. Auslöser war eine Mail, in der er sich in ironisch gemeinter Weise als „Antisemit“ bezeichnet hatte. Das teilt die Bremische evangelische Kirche mit.

„Diese Formulierungen waren, wie mir heute bewusst ist, außerordentlich missverständlich und unangemessen. Ich habe damit bei vielen Menschen massive Irritationen ausgelöst, insbesondere bei Menschen jüdischen Glaubens. Obwohl es keineswegs meine Absicht war, habe ich sie verletzt. Dafür entschuldige ich mich aufrichtig“, erklärte Keller. Er versichere, dass er jede Form des Antisemitismus ausdrücklich ablehne.

Vertrauen in Arbeit des Pastors erschüttert

„Auch die gegen mich erhobenen pauschalen Vorwürfe, ich sei ein ‚Israelhasser‘ und hätte zum Boykott israelischer Waren aufgerufen, entsprechen nicht der Wahrheit.“ Der Vorfall und die Reaktionen darauf ließen aber erkennen, dass „das Vertrauen, das Voraussetzung für den Dialog aller Religionen in dieser Stadt ist, nicht mehr gegeben ist.“ Von verschiedenen Seiten hätte es Proteste gegen die Äußerungen Kellers gegeben.

Mitglieder des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche hätten daraufhin das Gespräch mit Kritikern und Herrn Pastor Keller gesucht. „Ein gelingender Dialog ist mir sehr wichtig,“ soll Keller im Anschluss betont haben. „Meine Bemerkungen haben das Vertrauen in meine Arbeit als Dialogbeauftragter jedoch so erschüttert, dass ich dieses Amt nicht nachhaltig beschädigen möchte und mich aus der Funktion zurückziehe.“

Äußerungen unprofessionell und inakzeptabel

Die Bremische Evangelische Kirche habe den Rücktritt von Pastor Volker Keller mit Respekt zur Kenntnis genommen und ihn von seinen Aufgaben entbunden. „Wir danken Herrn Pastor Keller für seine engagierte Arbeit über viele Jahre“, so Schriftführer Pastor Renke Brahms.

Er habe viele Kontakte zu islamischen Gemeinden und Gruppen des Buddhismus, des Hinduismus, der Bahai, der Aleviten und anderer Religionen geknüpft und mit Fachkenntnis in die Bremische Evangelische Kirche hineingewirkt.

„Umso mehr bedaure ich die Äußerungen von Herrn Pastor Keller. Sie sind, wenn auch ironisch gemeint, unprofessionell und eine inakzeptable Belastung für den interreligiösen Dialog. Dafür entschuldigen wir uns im Namen der Bremischen Evangelischen Kirche besonders bei den Menschen jüdischen Glaubens. Als Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche machen wir aber auch deutlich: Wir sind davon überzeugt, dass Herr Pastor Keller kein Antisemit ist. Derartige gegen ihn erhobene Vorwürfe entbehren aus unserer Sicht jeder Grundlage.“

Lesung mit umstrittenen Journalisten

Die Bremische Evangelische Kirche will den Rücktritt von Pastor Keller zum Anlass nehmen, die Dialogarbeit neu zu konzipieren und die bisher von verschiedenen Personen bearbeiteten Bereiche des jüdisch-christlichen Dialogs und des Dialogs mit anderen nichtchristlichen Religionen zusammenführen.

„Wir sind davon überzeugt“, so Renke Brahms, „dass ein respektvoller Dialog aller Religionen insbesondere vor dem Hintergrund von Zuwanderung und Rechtspopulismus, heute von besonderer Bedeutung ist, zum Wohl der Stadt Bremen und ihrer Bürgerinnen und Bürger.“

„Vorausgegangen war dem Rücktritt eine geplante Lesung des umstrittenen Journalisten Arn Strohmeyer, im Bürgerhaus Weserterassen, die am Vorabend des Gedenktage der Opfer von Auschwitz am 27. Januar stattfinden sollte“, erklärt die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bremen, Elvira Noa.

„Strohmeyer ist höchst umstritten in vielen seiner Schriften sind antisemitische Tendenzen erkennbar“, sagt Noa.

Jüdische Gemeinde sieht Rücktritt als Notwendigkeit

Die umstrittene Lesung  war in der Folge dann einem Journalisten der „Jerusalem Post“ aufgefallen, der die Leitung des Bürgerhauses auf die „unglückliche Terminplanung“ aufmerksam gemacht haben soll, sodass die Lesung abgesagt wurde.

„Pastor Keller hat die Absage mitbekommen und daraufhin Strohmeyer zu sich in die Gemeinde eingeladen“, sagt Noa. Zusätzlich habe er dem Journalisten der Jerusalem Post eine „hämische E-Mail mit zweideutig zu interpretierenden Sätzen geschrieben, die er mit „Ihr Antisemit“ unterschrieben hat“, so Noa weiter.

Wie in einem Schneeballsystem habe sich diese Mail dann sogar bis in die USA verteilt und Bremen, den Senat und die Bremische Evangelische Kirche in ein schlechtes Licht gerückt.  Das berichtete auch die „Jüdische Allgemeine“ im Mai.

„Wir haben der Kirche daraufhin einen Brief geschrieben und den Rücktritt von Pastor Keller gefordert“, sagt Noa. Dass dieser jetzt erfolgt sei, wäre notwendig gewesen. „Wir haben eigentlich ein gutes Verhältnis mit der Evangelischen Kirche und der Rücktritt sorgt dafür, dass es nicht nachhaltig erschüttert wird.“

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