Und da hörte die Rampe auf: Wer als Rollstuhlfahrer in die Polizeistation möchte, kann zwar bis zur Klingel fahren, dann geht es aber nur über eine Treppe weiter. Der barrierefreie Zugang ist nur über das Rathaus möglich.
„Dass man nicht zur Polizei reinkommt, ist ungewöhnlich“, stellt Ratsmitglieder Jens Gause fest. Gemeinsam mit weiteren Ratsleuten und einigen Bürgern nimmt er an der Rallye des Arbeitskreis der Selbsthilfe- und Initiativgruppen (ASG) teil und hat sich für eineinhalb Stunden nur im Rollstuhl fortbewegt.
Mit Rollstuhlrallye die Menschen sensibiliseren
Mit der Aktion möchte der ASG die Menschen sensibilisieren und zeigen, welche Hürden Rollstuhl- aber auch Rollatorfahrer im Alltag nehmen müssen. „Es ist schwierig, Leute für soziale Themen zu interessieren. Wir wollen nicht den Zeigefinger erheben, sondern einfach einen Perspektivwechsel ermöglichen“, sagt Inga Marbach, eine der Vorsitzenden des ASG.
Im anschließenden Sozialausschuss sprachen die Politiker über die Handlungsempfehlungen des Landkreises zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und zogen Bilanz zur Rollstuhlrallye: „Es war an vielen Stellen erschreckend. Kleine Dinge können schon eine große Hürde sein“, sagt Christian Marbach (UWG Marbach).
„Viele Dinge sind nicht zu Ende gedacht worden“
Er fordert von der Verwaltung, die Empfehlungen des Landkreises mit Leben zu füllen und festzulegen, welche Maßnahmen in Ganderkesee umgesetzt werden. Auch Jens Gause (Grüne) zeigte sich überrascht: „Viele Dinge sind nicht zu Ende gedacht worden. Schon ein abschüssiger Bürgersteig lässt einen auf die Straße rollen.“
Elke Bothe (Freie Wähler) forderte, bei Neubauten Rollstuhlfahrer in die Planungen miteinzubeziehen, um potenzielle Stolperfallen auszuschließen. Marion Daniel (FDP) sieht die Gemeinde Ganderkesee auf einem guten Weg in Sachen Barrierefreiheit und Inklusion. „Wir sind hier recht sensibilisiert, auch weil Doris Josquin seit Jahren in diesem Ausschuss sitzt.“
Josquin ist eine der Vorsitzende ASG. Sie möchte nach der regen Beteiligung bei der ersten Rollstuhlrallye diese auch mit dem Ausschuss für Straßen und Verkehr durchführen. „Oft sind die Pflaster zum Beispiel für Personen mit Gehhilfen zu glatt. Das lässt sich leicht verhindern“, sagt sie.