„Hier sind ja so viele Bremer“ – das dachte sich Hilko Eilts, als er vor einigen Jahren zwei Autoladungen gepflückter Äpfel in eine Mosterei im niedersächsischen Umland fuhr. Denn: Kleingärtner, die ihre Äpfel zu Saft pressen lassen wollten, mussten bis dato genauso wie der 45-Jährige, der einen Kleingarten an der Weser bewirtschaftet, weit fahren.
Vom Apfelfest zum Saftwerk
Im Folgejahr verpflichtete Eilts deshalb kurzerhand einen mobilen Moster und etablierte das Apfelfest am Café Sand, bei dem Kleingärtner ihr Obst verarbeiten lassen konnte. Mit Unterstützung von Gleichgesinnten und Flüchtlingen erntete Eilts sogar Früchte bei den Menschen, die selbst nicht in der Lage dazu waren.
„Lasst die Äpfel nicht vergammeln“, fordert Eilts. Und obwohl in den vergangenen drei Jahren auf dem Stadtwerder elf Tonnen Äpfel zu 9.000 Litern Apfelsaft gepresst worden sind, will der 45-Jährige nicht länger mit einer mobilen Mosterei zusammenarbeiten.
Privater Moster war ein Risiko
„Das Risiko war immer groß“, erklärt er. Hätten nicht genügend Bremer ihre Äpfel gegen eine Gebühr pressen lassen, hätte er den Moster selbst auszahlen müssen.
Deshalb hat Eilts sich gemeinsam mit gut 20 Mitstreitern ein gewagtes Ziel gesetzt. Zusammen wollen sie das Saftwerk gründen, eine mobile Mosterei-Genossenschaft. 70.000 Euro wollen die Kleingärtner zusammenkriegen, um einerseits die rund 56.000 Euro teure Apfelpresse und am besten auch noch ein Transportfahrzeug anzuschaffen.
Saftwerk soll sich am Freitag gründen
„Wir sind unter Druck“, sagt Eilts. Schon am Freitag, 10. Juni, 18 Uhr, soll die Genossenschaft gegründet werden. Wer einen Anteilsschein für mindestens 100 Euro zeichnet, kann künftig seine Äpfel zu einem rabattierten Preis pressen lassen oder günstigeren Saft einkaufen.
„Wir suchen Menschen mit dem gleichen Spirit“, sagt Hilko Eilts. „Es geht hier nicht um eine gute Anlagemöglichkeit.“ Denn: Eventuelle Gewinne sollen nicht an die Anteilseigner ausgezahlt, sondern in gemeinnütizige Projekte investiert werden – jeweils zur Hälfte in ökologische und soziale Initiativen.
Auch die Qualität des selbstgepressten Safts sei sichergestellt, sagt Eilts. Die Aufgabe übernehme zumindest am Anfang ein Berufsmoster, der schon seit 25 Jahren im Job ist. „Der findet das Projekt toll und kann uns anlernen.“