Trotz Mittel vom Bund hätten es die Bundesländer vielfach versäumt, in den sozialen Wohnungsbau zu investieren. Erst allmählich komme er wieder voran. „Das ist auch dringend nötig, denn in Deutschland fehlen mindestens 350.000 neue bezahlbare Wohnungen. Und zwar nicht nur für Flüchtlinge. Auch ohne sie bräuchten wir 275.000 Wohnungen“, sagte Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
„Der soziale Wohnungsbau ist heutzutage durchaus kleinteilig angelegt, optisch ansprechend und energetisch tragbar“, teilte die Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag (SPD) mit. Sie hatte ihre Parteikollegin nach Delmenhorst eingeladen, um über das Thema „Aktuelle Herausforderungen für die Stadtentwicklung und den sozialen Wohnungsbau“ zu referieren.
In Deutschland fehlen 350.000 neue bezahlbare Wohnungen
Hendricks gab zu bedenken, dass der soziale Wohnungsbau viel mehr Bürger betreffe als vielfach angenommen. „Viele allein lebende Rentner oder auch Alleinverdiener mit Familie haben ein Anrecht auf eine Sozialwohnung. Leider gibt der Markt diese Wohnungen aber nicht in ausreichender Zahl her“, sagte Hendricks.
Die Ministerin verwies in dem Zusammenhang auf mehrere Bundesprogramme und ihre im vergangenen Jahr vorgestellte Wohnungsbauoffensive. „Die Kommunen dürfen die Gelder nicht nur abschöpfen, sondern müssen sie auch sinnvoll investieren“, forderte Hendricks. Auch der öffentliche Nahverkehr und Kitas, Schulen und Bürgerzentren müssten bei den Planungen bedacht werden.
„Die Kommunen dürfen die Mittel nicht nur abschöpfen, sondern müssen sie auch sinnvoll investieren“
Der Delmenhorster Oberbürgermeister Axel Jahnz zeigte sich davon überzeugt, dass sich die Wohnlandschaft in den kommenden Jahren verändern werde. Die Stadtbaurätin Bianca Urban verwies auf den aktuell angespannten Wohnungsmarkt. „In Delmenhorst leben 56 Prozent der Menschen in Einfamilienhäusern. Doch auch hier ändert sich der Mietpreis pro Quadratmeter. Momentan liegt er bei 5,50 Euro“, sagte sie.
Einer der Besucher gab zu bedenken, dass der einerseits bezahlbare Wohnraum und die andererseits hohen Vorgaben in Bezug auf Barrierefreiheit und Energieeffizienz für die Immobilienbranche zu Konflikten führen könnten. Zudem sei es nicht mehr zeitgemäß, wenn man Immobilien erst nach 50 Jahren abschreiben könne, aber bereits nach 30 Jahren neu in sie investieren müsse. Auch der hohe Leerstand im ländlichen Raum bereitete einigen Zuschauern Sorge.
Immer mehr Familien ziehen vom Land in die Städte
„Von einer Renaissance der Städte“ sprach Hendricks, da „immer mehr junge Familien vielfach wieder vom Land zurück in die Städte ziehen würden.“ Um diese Bedarfe zu decken, müsse man über eine Nachverdichtung der bestehenden Wohngebiete nachdenken, etwa in Form von Dachausbau und Gebäudeaufstockungen.