Bevor die Ratssitzung starten kann, muss Gitte Wendelken einige der Mitglieder zusammensuchen: Draußen auf dem Spielplatz, auf den gestapelten Matratzen im Gruppenbereich und im Computerraum wird die Pädagogin fündig.
Dann ist der siebenköpfige Nachwuchs des Kinderrates beisammen: Jakob (11 Jahre alt), Emir (11), Mika (10), Johanna (9), Kendra (9), My Lan (9) und Jonathan (7). Das Protokoll der vergangenen Zusammenkunft, in bunten Mappen abgeheftet, liegt vor ihnen. Die Sitzung beginnt.
„Uns ist wichtig, dass die Kinder etwas mitbestimmen. Aber sie sollen natürlich mit Spaß an der Sache dabei sein“, sagt Gitte Wendelken, die den Rat leitet. Bei den Treffen werden Probleme besprochen, gemeinsam Regeln aufgestellt, Feste und Ausfahrten geplant. Das Gremium gibt es in Lemwerder bereits seit mehr als 15 Jahren.
Kinderrat darf bei der Spielplatzgestaltung mitreden
Nach einem Rückblick auf den Spendenlauf sind die Ideen der Kindern gefragt. Ein neuer Spielplatz soll am alten Bahndamm in Lemwerder entstehen. Bürgermeisterin Regina Neuke möchte auch die Vorstellungen der Hortkinder einfließen lassen. „Wir überlegen jetzt gemeinsam, wie wir möglichst viele Meinungen und Ideen zur Spielplatzgestaltung im Hort erfragen können“, sagt Wendelken.
Bevor die jungen Mitglieder jedoch ihre Ideen preisgeben können, gibt es eine Sitzungsunterbrechung: Eine Apfelschorlenüberschwemmung droht, My Lan‘s Mappe zu durchtränken.
Die Kinder können sich bei Interesse einfach für den Rat aufstellen lassen. Einmal im Jahr gibt es eine Wahl, bei der die zurzeit 55 Hortkinder per Stimmenabgabe ihre Favoriten wählen können. Einmal im Monat kommt der Rat dann zusammen. Die Mädchen und Jungs nehmen nicht nur an den Sitzungen teil, sondern sind auch Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für „Hortis“ und die Pädagogen.
Kinder bestimmen selbst, wie sie die Dinge anpacken möchten
Nachdem der Saftsee mit Lappen aufgesogen worden ist, geht es weiter. Wie also die Meinung der anderen Kinder zum Spielplatz einholen? Mit einer mündlichen Umfrage? Oder sollen die Spielgeräte aufgemalt werden?
„Ich bin für die Umfrage, weil manche undeutlich malen“, sagt Johanna. Auch Kendra und Mika plädieren für die Umfrage. Die Abstimmung ist einstimmig: Die Kinderratsmitglieder führen in Kleingruppen eine Umfrage durch.
Dann kommt noch ein Einwand. „Wenn eine Umfrage gemacht wird, finde ich, dass auch die Kindergartenkinder gefragt werden sollen. Die spielen ja auch dort,“ sagt Emir. Er erklärt sich bereit, die Ideen im Kindergarten abzufragen.
„Hauptsache ich darf mitreden“
Der Nachwuchs weiß den Kinderrat zu schätzen. „Ob es nun um eine Tischtennisplatte oder eine Umfrage geht – Hauptsache ich darf mitreden“, sagt Emir. Er ist bereits im dritten Jahr dabei. Und auch Mika ist begeistert: „Es ist immer lustig, man merkt, dass etwas passiert und trägt Verantwortung.“
Und dann kommt Wendelken noch mit einer großen Sache auf den Rat zu: „Es soll eine AG für den Spielplatz geben. Dort sitzen Politiker, Leute aus der Verwaltung und reden über die Entwicklungen. Und zwei Kinder aus dem Kinderrat dürfen daran teilnehmen. Ihr solltet euch aber auch trauen, dort etwas zu sagen.“ Emir und Kendra zögern nicht lange und heben ihre Hände.
Sie sitzen bald mit den „Großen“ an einem Tisch und werden feststellen: So unterschiedlich laufen die Sitzungen gar nicht ab.