Wissen Sie noch, wie es sich angefühlt hat, das erste Mal Ihren eigenen Namen auf einer großen Kinoleinwand zu lesen?
Das erste Mal? Stolz auf jeden Fall. Das erste Mal war es bei dem Bewerbungsfilm, den ich für die Hochschule gemacht habe. Freunde aus Bremen haben mir dabei geholfen, wir haben in einer Halle am Hafen gedreht, „Wattenmeer“ hieß der Film. Und dann sitzt man im Schneideraum, schreibt die Credits für den Abspann. Ein tolles Gefühl, denn damals war es für mich der Abschluss für diesen Film. Am Ende dieser ganzen Arbeit hält man dann stolz wie Oskar eine VHS-Kassette in der Hand und bastelt ein Cover.
Wissen Sie noch wann das ungefähr war?
Das müsste so 1999 gewesen sein.
Da war die VHS-Kassette natürlich noch ganz weit vorne.
Ja, allerdings (lacht). Ich fand es immer erstaunlich, wieviel Arbeit in so einer VHS-Kassette steckt. Da hat man fünf Minuten Film und für diese paar Minuten haben so viele Menschen so viel Arbeit und Kraft investiert. Das fand ich- und ich finde ich auch heute noch – immer beeindruckend.
Ihre Filme, wie „Meine Eltern“, „Urlaub vom Leben“, „Maria, ihm schmeckt‘s nicht“ und auch „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ haben sehr viele Auszeichnungen bekommen. Ist das für Sie Ansporn oder auch ein gewisser Leistungsdruck?
Eher ein Ansporn. Natürlich freut es einen, wenn die Arbeit gewürdigt und geschätzt wird. Das Schönste ist dann aber, wenn der Film zudem auch noch erfolgreich im Kino läuft und seine Zuschauer findet. Im Vergleich zu „Maria“ und auch den Rico-Filmen lief zum Beispiel „Friedliche Zeiten“ nicht sehr erfolgreich im Kino. Ich liebe diesen Film sehr, und dann stellt man sich natürlich als Filmemacher die Frage, woran das liegen könnte. Wen interessiert dieses Thema? Was möchte ich mit dem Film sagen? Gibt es etwas, das die Zuschauer mitnehmen können? Diese Gedanken über die Zielgruppe habe ich mir früher eher weniger gestellt, sind aber sehr wichtig. Umso schöner ist es dann bei den Rico-Filmen und auch damals bei Maria: Man hat ein Projekt gefunden, das einen selber total begeistert und man kann diese Begeisterung mit den Menschen im Kino teilen.
Nach welchen Kriterien suchen Sie sich denn Filme aus, bei denen Sie die Regie übernehmen wollen?
Ich bin bei der Auswahl meiner Spielfilmprojekte sehr konsequent. Ein Projekt muss mich von Anfang an begeistern, ich muss sofort wissen, was mich an diesem Stoff interessiert und warum ich es erzählen möchte. Als Regisseur arbeite ich an einem Spielfilm etwa ein Jahr, da darf die Begeisterung für den Stoff nicht schwinden! Dadurch entstehen für mich oft längere Pausen zwischen den Kinofilmen, die ich nutze, um Werbefilme zu drehen. Eine ganz andere Arbeitsweise, doch ich liebe die Kombination! Man kann Dinge aus dem Spielfilm mit zur Werbung bringen und auch anders herum.
Wie viele Angebote für Filme bekommen Sie denn in etwa?
Das kann man so gar nicht verallgemeinern. Es gibt Zeiten, da kommt viel, dann gibt es auch Wochen, in denen gar nichts passiert. Ich habe das Glück, dass ich viel lesen darf und wenn ich wollen würde, jedes Jahr etwas machen könnte. Aber es ist gar nicht so einfach, ein Projekt zu finden, bei dem man sagt, dass es genau das richtige ist.
Was ist für Sie als Regisseurin ein großer Traum, der noch in Erfüllung gehen sollte?
Ich glaube der große Traum ist einfach, dass ich so weitermachen kann. Dass ich weiter den Luxus habe, mir Projekte aussuchen zu können und diese auch mit Hilfe der Familie umsetzen kann. Ich bin als Regisseurin für die Dreharbeiten drei bis vier Monate unterwegs. Seitdem mein Sohn auf der Welt ist, reist er mit. Entweder sind mein Mann, meine Eltern oder meine Schwiegereltern dabei. Ohne deren Hilfe wäre es nicht machbar. Ich wünsche mir, dass wir noch lange in dieser Kombination reisen können!
Jetzt sind wir schon beim Thema Familie angelangt. Sie sind ja in Stenum groß geworden. Besuchen Sie die alte Heimat noch oft?
Ja. Ich war gerade vor vier Wochen dort. Ich mag den Norden sehr gerne und natürlich vermisse ich meine Eltern hier unten im Süden. Und seitdem unser Sohn da ist, vermisse ich die Eltern natürlich noch mehr, denn was gibt es Schöneres, als dass man in der Nähe der Großeltern aufwächst? Wir versuchen uns aber sehr regelmäßig zu sehen, was bisher auch gut klappt.
Nun leben Sie ja in München. Wie sieht denn ein Szenario aus, das sie wieder in den Norden führen könnte?
Das gibt es leider nicht (überlegt). Ich würde gerne das Mittelmeer mit der Nordsee tauschen. Ich vermisse die Rauheit der Nordsee. Könnte ich nun von München aus in einer Stunde am Meer sein, oder noch besser auf einer der Ostfriesischen Inseln, wäre ich sehr glücklich. Doch im Laufe der Zeit sind mir auch die Berge ans Herz gewachsen. Die Umgebung von München ist unglaublich schön und noch immer habe ich am Wochenende, wenn wir aufs Land fahren, das Gefühl, ich sei im Urlaub.
Welche Projekte kommen in diesem und nächstem Jahr noch auf Sie zu?
Jetzt gerade arbeite ich an einem Stoff von Elke Heidenreich und Bernd Schröder. Der Roman heißt „Alte Liebe“. Ein wunderbares Buch, das ich bereits 2009 verfilmen wollte. Die Rechte waren nicht zu bekommen, doch so wie das Schicksal es wollte, kam es nun Ende 2015 wieder zu mir. Nun arbeiten wir an dem Drehbuch und wollen nächstes Jahr drehen. Manchmal hat man Glück im Leben!