Ein Küsschen in Ehren: Renate Kern mit dem befreundeten Delmenhorster Fotografen Friedrich Kunde. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst (Fotonachlass Kunde) Ein Küsschen in Ehren: Renate Kern mit dem befreundeten Delmenhorster Fotografen Friedrich Kunde. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst (Fotonachlass Kunde)
Renate Kern

Renate Kern war ein Star mit Bodenhaftung

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Sie hat Spuren in der Gemeinde Ganderkesee hinterlassen und dem Ortsteil Hoyerswege einen gewissen Bekanntheitsgrad beschert: die Schlager- und Country-Sängerin Renate Kern. Sie erhängte sich 1991 in ihrem Haus

Geboren wurde Renate am 23. Januar 1945 als Tochter des Raketentechnikers Karl Poggensee in Tann, einer Gemeinde im osthessischen Landkreis Fulda. Aus beruflichen Rücksichten zog Poggensee mit Frau und Tochter nach Wildeshausen, wo Renate aufwuchs.

Schon als junges Mädchen fiel ihre Musikalität auf, ein wohl von ihrer Mutter, einer ausgebildeten Konzertpianistin, ererbtes Talent. Sie sang auf Schulveranstaltungen und hatte mit 13 Jahren ihren ersten größeren öffentlichen Auftritt in der Huder Klosterschänke.

Renate Kern hat ihr musikalisches Talent von ihrer Mutter geerbt

Das Delmenhorster Max-Planck-Gymnasium ermöglichte Renate 1962 einen Aufenthalt als Austauschschülerin in den USA, wo sie bei Lokalsendern erste Studioaufnahmen aufzeichnete. Die Musik hatte sie nun vollends in ihren Bann gezogen und den ursprünglichen Berufswunsch Lehrerin verdrängt.

Im Dezember 1964 bestritt sie mit ihrer Band „The Foot Tappers“ einen Sängerwettbewerb im Harpstedter Lokal „Zum Sonnenstein“ und fiel dem dort anwesenden Produzenten Werner Last, alias Kai Warner, mit ihrer warmen dunklen Stimme auf. Er produzierte mit ihr unter dem Künstlernamen Renate Kern auf dem Polydor-Label die erste Single mit den Titeln „Kiss And Shake“ und „Die Welt ist so schön wie ein Traum“.

Renate Kern gelang der musikalische Durchbruch 1968

Nach dem Abitur 1965 arbeitete Renate verstärkt an ihrer Karriere, nahm Gesangs- und Schauspielunterricht. Der Durchbruch gelang ihr mit der 1968 erschienenen Single „Lieber mal weinen im Glück“, der sie zu einem begehrten Gast in Fernsehsendungen wie „Die aktuelle Schaubude“ und „Studio B“ werden ließ.

Es folgten Auftritte im Ausland und 1969 tourte sie mit dem Orchester von James Last durch die USA. Mit „Alle Blumen brauchen Sonne“ errang sie 1970 den zweiten Platz beim Deutschen Schlager-Wettbewerb in Mainz.

USA-Tournee mit dem Orchester von James Last

Nach einer Reihe weiterer Erfolge wurde es ruhiger um sie und 1974 landete sie mit „Wenn Du gehst“ eine ihrer letzten Platzierungen in den deutschen Charts. Im gleichen Jahr heiratete Renate ihren Manager und Produzenten, den Toningenieur Klaus Dieter Hildebrand.

Das Paar hob einen eigenen Musikverlag aus der Taufe und richtete im gemeinsamen Haus in Hoyerswege ein modernes Tonstudio ein, in dem unter anderem Roger Whittaker Platten aufnahm.
In Renate keimte der Wunsch auf, etwas Neues zu probieren. 1976 nahm sie unter dem Namen Nathalie de Navarre in Französisch das anspruchsvolle Chanson „Quand tu es chez moi“ auf, blieb damit allerdings erfolglos.

Musikalische Erfolge stellten sich bei Renate Kern ab 1976 nicht mehr ein

1981 folgte ein weiterer Versuch, wieder an die Spitze zu kommen. Renate sang nun Country-Titel und legte sich den neuen internationalen Künstlernamen Nancy Wood zu. In den Staaten veröffentlichte sie den Song „Imagine that“, mit dem sie immerhin einen Achtungs-Erfolg verbuchen konnte und bis auf Platz 79 der Country-Charts kletterte. 1984 kürte sie das holländische Country-Magazin „Gazette“ zur besten europäischen Country-Sängerin. Diesem Genre blieb sie bis zuletzt treu.

Man fand Renate Kern am 18. Februar 1991 erhängt in ihrem Anwesen in Hoyerswege

Seit dem Ende der 1980er Jahre wurde die Sängerin von Depressionen und Selbstzweifeln geplagt. Am 18. Februar 1991 fand man sie erhängt in ihrem Anwesen in Hoyerswege, nur wenige Tage nach ihrer Entlassung aus der Psychiatrie. Ihre letzte Ruhe fand Renate auf dem Neuen Friedhof in Rostock. Ihr Grabstein trägt als Inschrift den Titel ihres Erfolgssongs „Alle Blumen brauchen Sonne“.

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