„Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“, schallte es aus großen Lautsprechern im Eingangsbereich der ehemaligen Lützow-Kaserne in Schwanewede. Der Song von Andreas Bourani wurde auf Wunsch der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Flüchtlingsunterkunft gespielt: Es war ein emotionaler Abschied von der „NUK“, wie die Unterkunft im Schwaneweder Volksmund genannt wurde.
„Viele haben die Notunterkunft gelebt“
Nachdem das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am 3. September 2015 die Notunterkunft für geflüchtete Menschen eröffnete, zog sie nun am Freitag endgültig aus. Seit gestern ist die Telefonleitung gekappt, das Kasernengelände wieder leer. „Viele haben die Notunterkunft gelebt. Aber eine Flüchtlingsunterkunft ohne Flüchtlinge macht nun mal keinen Sinn“, sagte Henning Dagevörde, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Warnemünde.
Obwohl vor einem halben Jahr noch keiner damit gerechnet habe, müsse das DRK die Unterbringung nun schließen, die zwischenzeitlich nicht nur über 1.200 Menschen beherbergte, sondern sogar für 2.000 Bewohner hergerichtet wurde. Da die Flüchtlingsströme bekanntlich rapide abgenommen haben, mache die Entscheidung des niedersächsischen Innenministeriums laut Dagevörde aber Sinn.
Landrat adelt Flüchtlingsunterkunft als Vorzeigeeinrichtung
Von Bernd Lütjen (SPD), Landrat des Landkreises Osterholz, gab es ein „dickes Lob“ für das DRK: „Wir können hier durchaus von einer Vorzeigeeinrichtung sprechen. Sie haben hier eine hervorragende humanitäre Visitenkarte für das DRK und die Gemeinde Schwanewede hinterlassen“, sagte er am Freitag. Die Arbeit mit dem Träger sei immer von einer hohen Flexibilität und „kurzen Wegen“ geprägt gewesen.
Der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Schwanewede, Udo Prinz, lobte, dass innerhalb kürzester Zeit eine „sehr gut funktionierende Infrastruktur“ entstanden sei. Genau wie Dagevörde und Lütjen dankte auch Prinz den DRK-Mitarbeitern, den Freiwilligen und in besonderem Maße der Polizeidirektion Osterholz/Verden, die auf dem Gelände eine eigene Wache eingerichtet hatte.
Emotionaler Abschied für das Deutsche Rote Kreuz
Für den Unterkunftsleiter Rüdiger Krause und seine Vertreterin Bärbel Haase geht nun eine intensive und emotionale Zeit zu Ende: „Die Erfahrung, die wir hier gemacht haben, kann man nicht in Worte fassen“, so Haase.
Und bevor das DRK symbolisch seine Fahne einholte und die vielen Mitarbeiter und Ehrenamtlichen für ihre Mühen mit speziellen Medaillen geehrt wurden, fanden sich die Rotkreuzler zusammen, um gemeinsam den Bourani-Hit „Auf uns“ lautstark mitzusingen. Sich so in den Armen liegend, floss bei dem einen oder anderen auch eine kleine Abschiedsträne.