Zum Falsch/Thalenhorststraße soll das Übergangswohnheim Haberloher Straße entstehen. Foto: Schlie Im Bereich Zum Falsch/Thalenhorststraße soll das Übergangswohnheim Haberloher Straße entstehen. Foto: Schlie
Fremdenfeindlichkeit

Bürgerinitiative zieht gegen Flüchtlinge ins Feld

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In Mahndorf ist eine Unterkunft für Flüchtlinge geplant. Eine Bürgerinitiative sieht Probleme mit Fremden in ihrer Nachbarschaft, fürchtet eine "Unverträglichkeit" und appelliert mit einer Petition an die Bürgerschaft.

„Das Vorhaben lehnen wir ab und fordern es zu stoppen. Eine derartige Ballung ist nicht verträglich mit dem Umfeld“, heißt es in der Petition, die von der Bürgerinitiative „Stoppt das Übergangswohnheim in Mahndorf-Ost“ bei der Bürgerschaft eingereicht wurde.

Im Gewerbegebiet im Bereich Zum Falsch/Thalenhorststraße soll das Übergangswohnheim Haberloher Straße entstehen. Einigen Bremern passt das gar nicht.
„Umfeldsunverträglichkeit“ lautet ihr Stichwort.

Die Ballung von 300 Flüchtlingen neben 43 Familienhäusern sei nicht ausgewogen.

„Ansiedlung von jungen deutschsprachigen Familien“

„Da in den ersten zehn Jahren dort keine Nutzung durch junge Familien geplant ist, wird ein Ghetto und sozialer Brennpunkt entstehen“, behauptet die Initiative und fordert einen Abbruch des Vorhabens oder zumindest eine deutschere Alternative: „Wenn überhaupt, ist eher eine Änderung des Konzepts mit deutlich geringerer Belegungsdichte und auch gleichzeitiger Ansiedlung von jungen deutschsprachigen Familien anzuraten.“

Bauherr Marco Bremermann ist fassungslos: „Mir fehlen die Worte. Soll das ein Beitrag zur Integration sein? Hier werden bloß Ängste geschürt. Das ist Hetze.“

Der Geschäftsführer sieht dem Projekt positiv entgegen, die Einrichtung könne in Zukunft als Wohnmodell auch anderweitig genutzt werden.

Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten

Momentan überprüft die Bau- und Umweltbehörde ob Ordnungswidrigkeiten in Bezug auf Natur- und Artenschutz geahndet werden müssen, die Bremermann beim Auspumpen eines Tümpels auf dem Gelände begangen haben könnte.

Auch das schlägt die Initiative im letzten und kleinsten Abschnitt der Petition vor: „Eine Entwässerung und Bebauung des Feuchtbiotops muss von der Naturschutzbehörde genehmigt werden.“

Sprecher der Bau- und Umweltbehörde, Jens Tittmann, sagt: „Bei Feuchtbiotopen müssen gewisse Regularien eingehalten werden. Und das müssen wir jetzt überprüfen.“

Der Protest der Bürgerinitiative trifft weitestgehend auf Unverständnis.

„Wie kann man von einem Ghetto sprechen?“

„Der Bremer Osten entspricht dem städtischen Durchschnitt. Und der Bedarf, die Menschen die schon hier sind, vernünftig unterzubringen, ist da. Das muss doch jeder einsehen“, so Dr. Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde.

Schneider weiter: „Wie kann man von einem sozialen Brennpunkt und einem Ghetto sprechen? Die Flüchtlinge sind gesellschaftlich komplett durchwachsen. Da gibt es eine hohe soziale Mischung.“

„Ich kann solche Aussagen nicht nachvollziehen“

Die Verantwortlichen im Orts- und Stadtteil sind sich einig: „Man sollte die Chancen dieses Projektes erkennen. Dort wird neuer Wohnraum geschaffen, von dem der Ortsteil langfristig profitieren wird“, erklärt Jens Crueger, örtlicher Bürgerschaftsabgeordneter.

Ortsamtsleiter Jörn Hermening meint: „Wir haben in Deutschland keine Ghettos. Ich kann solche Aussagen nicht nachvollziehen. Ich verstehe, dass Menschen Ängste haben, aber durch so etwas werden Ängste geschürt.“

Auch der Beirat unterstützt das Vorhaben. „Der Beirat möge diese fraktionsübergreifende Stellungnahme beschließen, die als Zeichen stehen soll für eine offene und integrative Hemelinger Gesellschaft.“ Hat er – einstimmig.

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